Kategorie: Reise

Around Africa

Around Africa

55.000km, 44 Monate und 31 Länder – Wahnsinn! Manchmal kommt es uns selber wie ein Film vor. Zu gut kann ich mich an den Moment erinnern, als wir unsere kleine Weltkarte in Ottos Essecke aufgehängt haben. „Und diese Strecke werden wir fahren? Von Göttingen nach Kapstadt und zurück?“ Genau das war unser Plan und das unglaubliche ist: Wir haben es geschafft! Zwar muss Otto die letzte Etappe auf hoher See statt durch die Wüste des Sudans und entlang des Nils durch Ägypten hindurch zurücklegen, doch so erreicht er noch ein weiteres Land, dass zu Beginn der Reise noch gar nicht auf der Liste stand. Wenn alles glatt geht, keine Piraten Otto kidnappen und der Dampfer zuverlässig sein Ziel erreicht, werden wir Otto Ende Mai in Antwerpen in Empfang nehmen. Somit kann Otto an folgende Länder ein Häkchen setzen:

Deutschland, Frankreich, Spanien, Marokko (und Westsahara), Mauretanien, Senegal, Gambia, Guinea. Guinea-Bissau, Elfenbeinküste, Ghana, Burkina Faso, Togo, Benin, Nigeria, Kamerun, Gabun, Republik Kongo, Demokratische Republik Kongo, Angola, Namibia, Botswana, Südafrika, Eswatini, Mosambik, Malawi, Tansania, Ruanda, Uganda, Kenia, Äthiopien und Belgien.

Eine ganz schön lange Liste, die nicht so leicht zu merken ist. Um uns jedoch immer wieder an dieses wundervolle Abenteuer erinnern zu können, hat uns Wasilios von The World Is Yours eine tolle Rubbel Weltkarte zugeschickt. Auf einer Größe von 82,5 cm x 59,5 cm sind alle sieben Kontinente abgebildet. Jeder Kontinent hat seinen eigenen Farbton und alle Länder innerhalb eines Kontinents haben unterschiedliche Farbabstufungen, damit jedes Land vom Nachbarland unterschieden werden kann. Mit einem beiliegenden Rubbelchip und einem Rubbelstift kann man präzise die bereits bereisten Länder freirubbeln. Ländergrenzen zwischen den Staaten verhindern, dass man ausversehen in das Nachbarland hineinrubbelt.

Alex und ich hatten großen Spaß, die Länder unserer Expeditionsroute zum Vorschein zu bringen. Gleichzeitig konnten wir überprüfen, ob wir noch alle Hauptstädte der Länder im Gedächtnis hatten, denn diese stehen ebenfalls auf der freigerubbelten Karte.

Inspiration für das nächste Reiseziel kann man sich mit einem Blick auf die Natur- und Weltwunder holen. Ebenso schöne Sehenswürdigkeiten sind auf der Karte vermerkt. Fest steht, dass wir noch viele weitere Länder freirubbeln möchten. Mal schauen, welches als nächstes Farbe bekennen muss ?

PS: Die Karte eignet sich super als Geschenk für reiselustige Freunde, Familienmitglieder oder ganz einfach für sich selbst. Von der Verpackung über das Rubbelwerkzeug bis zur Karte selbst bekommt ihr ein wirklich schönes und hochwertiges Produkt. Über unseren Link kommt ihr direkt zur Verkaufsseite von amazon. Viel Spaß beim freirubbeln und Reisepläne schmieden!

Das südliche Afrika – Teil I

Das südliche Afrika – Teil I

WE GO WILD!

Nachdem uns Angola schon mit vielen tollen Eindrücken, herrlichen Stränden, freundlichen Begegnungen und vielseitiger Landschaft verwöhnt hat, reisen wir nun ganz gespannt nach Namibia ein. Alex kennt das weitläufige und artenreiche Land bereits, denn vor gut 10 Jahren besuchte er mehrmals seine Mutter, die hier eine Zeit lang gelebt hatte. Ich dagegen bin noch ein bisschen skeptisch. Mein Ding ist eher das Grüne, Wald, Wasserfälle, tropische Landschaft – alles das, was man mit Namibia so gar nicht verbindet. Aber ich bin offen und lasse mich überraschen.
Und das werde ich auch und zwar gleich am ersten Morgen. Wie jeden Tag starte ich mit einer ausgiebigen Laufrunde. Für mich übrigens mit die schönste Form, eine fremde Gegend zu erkunden. Und siehe da, ich bin kaum einen Kilometer gelaufen, da rennen schon fünf Schulkinder mit mir mit. In Schuluniform, in der einen Hand einen kleinen Beutel, in der anderen Hand einen kleinen Handbesen, der hier zum Schulequipment dazugehört, springen die Kids munter neben mir her. Doch es bleibt nicht bei den fünf. In der kommenden halben Stunde wächst die Zahl auf ganze 40 Kinder an. Verrückt! Alle strahlen und freuen sich, so ein Weißgesicht bei ihrer morgendlichen Sportroutine begleiten zu können. Und ich? ich strahle auch!

Gestern Abend ist es recht spät geworden. Nach einem herrlich entspannten Grenzübergang (Oshikango), bei dem wir zum ersten Mal, seit dem wir Europa verlassen haben, kein Visum benötigten, haben wir noch lange nach einem Schlafplatz gesucht. Es gibt zwar viel Land und auch viel freie Fläche, wo man einwandfrei parken könnte, doch es ist alles eingezäunt. Alles. Abgebogen in eine Seitenpiste haben wir nach ca. 7km endlich ein echtes freies Plätzchen gefunden. Doch was wir dabei nicht gemerkt haben, dass wir genau neben einer Schule stehen. Die war nämlich zu und ganz ruhig im Gegensatz zu heute Morgen. Das Reisen steckt doch immer wieder voller Überraschungen.

Nach einem schönen Früchtefrühstück machen wir uns auf zu unserem ersten Ziel: der Etosha Nationalpark. Während ich noch absoluter Safari-Neuling bin, kennt Alex die Salzpfanne natürlich schon. Ganz unbekümmert fahren wir auf schnurgeraden, perfekten Asphaltstraßen Richtung Ost-Gate. Angekommen parken wir erst einmal ab, denn durch das Tor kommen wir mit unserem großen Otto sowieso nicht. Seitlich gibt es ein Tor für Busse mit Reisegruppen. Wir laufen zum Pförtner, um uns dieses öffnen zu lassen. Pustekuchen! „Haben Sie eine Reservierung für eine Campsite?“, werden wir gefragt und schütteln den Kopf. „Dann kommen Sie auch nicht rein.“ Ja, das hat sich seit den letzten zehn Jahren wohl auch geändert. Während man damals noch freie Platzwahl genoss, muss man heute tatsächlich vorab reservieren, um überhaupt rein gelassen zu werden. Da haben wir wohl ein bisschen naiv gedacht. Aber die eine Tür bleibt zu und eine andere geht auf…

Und zwar was für eine! Auf der Suche nach Wlan, da wir noch keine örtliche Sim-Karte besitzen, fahren wir zu einem nahegelegenen Luxushotel. Zugegeben, wir kommen uns etwas fehl am Platz vor; um uns rum ältere, sehr vornehme englische Herrschaften in piek feinem Safari Outfit genüsslich auf der Terrasse sitzend und ihren Sundowner trinkend. Naja, wir fassen Selbstbewusstsein, indem wir uns sagen, wir sind eben Overlander und können auch in Shorts und T-Shirt wilde Tiere beobachten, ohne dafür Tarnkleidung und Safari-Hut zu benötigen. Erhobenen Hauptes stolzieren wir vorbei an Charles, Dorothee, Harrison und Co und bestellen uns ein Radler mit Wlan-Passwort. Das zischt! Doch fast kommt mir der Schaum zur Nase wieder raus, als ich mich beim Anblick des Buchungsplans verschlucke. Alle Camps sind ausgebucht, für Tage, Wochen. Und jetzt? Nicht verzagen, Johannes fragen. Johannes ist der sehr nette und äußerst hilfsbereite Hotelmanager, der sich uns geradezu aufopfernd annimmt. Wir bekommen schon Angst, dass die Telefondrähte durchglühen, so eisern fragt er tatsächlich bei jedem Camp nach einem freien Plätzchen. Mit Erfolg. Circa zwei Stunden und drei Radler später haben wir eine Reservierung für den morgigen Tag. Und wenn wir erst einmal drin sind, dann sollen wir einfach den nächsten Tag zu einem anderen Camp fahren und vor Ort nachfragen. Da kriegen wir bestimmt etwas, so Johannes.

Ein Problemchen gäbe es da allerdings noch. Wo schlafen wir heute Nacht? Die Zufahrtsstraße fällt raus, rechts und links von der Straße ist, natürlich, Zaun. Zurück fahren bis zur Hauptstraße wollen wir nicht, da wir ja morgen möglichst früh in den Park wollen. Also einmal tief durchgeatmet und ganz nebenbei den Johannes gefragt, ob er eine Idee hätte, wo wir heute Nacht abparken könnten. „One minute, please“ lautet die erste Antwort und nach drei Minuten Gespräch vermutlich mit dem Chef kommt Johannes mit einem breiten Grinsen wieder und sagt, ihr könnt bei uns stehen bleiben. Umsonst. Wir verkneifen uns einen Freudensprung und suchen uns nach einem großen Dankeschön ein nettes Plätzchen auf dem schönen Hotelparkplatz. Während wir uns einrichten, laufen Gazellen, Antilopen, Affen und kleine wieselähnliche Wesen um uns herum. Auf das mehrfach ausgesprochene Angebot hin, den Pool zu benutzen, schnappen wir uns die Handtücher und erfrischen uns im kühlen Nass. Ich tauche unter, schaue wie kleine Luftbläschen aufsteigen und überlege mit einem Schmunzeln auf den Lippen, dass ich nicht wissen will, was die britische Oberklasse hier wohl für eine Nacht hinblättert. Man darf ja auch mal Glück haben im Leben. Und wir wissen es zu schätzen. Natürlich hat der liebe Johannes von uns neben einem ganz herzlichen Dank auch ein großzügiges Trinkgeld bekommen.

So starten wir also am nächsten Morgen mit dem ersten Sonnenstrahl, der Frühsport wurde heute schon vor dem Sonnenaufgang erledigt, in den Park. Der Pförtner hat schon etwas verwundert geguckt, wie wir so schnell eine Reservierung hervorzaubern konnten. Begrüßt werden wir von einer Giraffe gleich zu Beginn und auch Frau Gazelle und Herr Zebra lassen nicht lange auf sich warten.

Die Vegetation wird lichter und wir erreichen die große Salzpfanne.

In der Ferne flimmert der Horizont. Und davor ein kleines graues Pünktchen, das immer größer zu werden scheint. Tatsächlich, ein Elefant! In irgendeinem schlauen Buch habe ich gelesen, dass Elefanten gerne auf ihren gewohnten Wegen stapfen und sogleich scanne ich seine Laufrichtung. Wenn er nicht gleich links abbiegt, müsste er genau auf uns zukommen. Und er tut es. Schnell lassen wir Otto noch ein paar Meter zurückrollen, denn sonst wären wir genau auf seiner Rennbahn. Und das, so das schlaue Buch, mögen die Dickhäuter gar nicht gerne. Wir halten den Atem an, er läuft genau vor uns vorbei. Abstand keine 60cm. Er blickt zu uns. Auge in Auge. Ich glaube, mein Herz setzt aus. Ein Wink mit den Ohren, einmal den Rüssel geschwungen, Blick nach vorne und das war sie, unsere erste Begegnung mit einem frei lebenden afrikanischen Elefanten – irre! Und jetzt weiß ich auch, was Alex meinte mit seiner Aussage, dass ihm bis jetzt auf der Reise die Viecher fehlen. Ab jetzt will ich nur noch wildlife!

Und einiges bekommen wir auch noch zu sehen. Die Bedingungen sind gut. Es ist November und nur noch die installierten Wasserlöcher erhalten die Trinkversorgung, sodass sich alle Tiere in dessen Nähe aufhalten.

Wir verbringen zwei aufregende Tage im Park und setzen dann unseren Weg fort Richtung Osten. Caprivizipfel heißt die Destination. Auf der Landkarte ein Strich, der seinen Namen und seine Berechtigung während der Kolonialzeit erhalten hat. Reichskanzler Leo von Caprivi verschaffte sich mit dieser zipfelförmigen Ausbuchtung Zugang zum Sambesi Fluss. 500 km geht es schnurgerade Richtung Osten und für uns Richtung Botswana. Zwischendurch machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Namushasha Heritage Centre (-17.98372, 23.30529). Gefühlt mitten in der Pampa ist dort tatsächlich ein kleines Freilichtmuseum. Wer hier wohl hinkommt? Wir sind überrascht. Schon am Eingang klärt uns eine Infotafel sogar auf Deutsch auf und heißt uns herzlich willkommen. So treten wir ein und erhalten für umgerechnet knapp 5 Euro pro Person eine einstündige Tour, die uns das alltägliche Leben des Namushasha Stammes näher bringt. Und der junge Mann, der gerade noch den Eintritt kassiert hat, die zwei Damen, die am Maismehl produzieren waren und auch alle anderen stehen auf einmal in Stammeskleidung vor uns, stimmen einen Rhythmus an und fangen an zu tanzen. Eine super Show ganz für uns zwei alleine. Wir sind begeistert!

Wieder zurück auf der Hauptstraße scheffeln wir Kilometer, passieren eine Elefantenherde, die es sich im Schatten gemütlich gemacht hat und kommen zu unserem ersten vet checkpoint. Aussteigen und einmal in ein ausgetrocknetes Desinfektionsbecken trampeln. Dann kommt noch einer und sprüht unsere Reifen ein bisschen ein und das war es dann auch schon. Hier nimmt man es wohl nicht so genau. Aber wir haben einen scharfen Blick und entdecken einen Kontrolleur, der gerade ein orangenes, rundes Ding verspeist. Wir sind neugierig und fragen, wie die Frucht heißt. „Orange“ ist die Antwort, natürlich, wie auch sonst. Keine 5 km nach dem Stopp steht auch schon ein junges Mädchen am Straßenrand, die Orangen, also namibische Orangen, verkauft. Vollbremsung und drei gekauft. Eine köpfen wir noch an Ort und Stelle und sind ein bisschen verwundert über die Optik des Inneren. Erinnert an Gehirnmasse. Aber der Geschmack ist spitze, super fruchtig. Leider mit sehr vielen Kernen und so gestaltet sich das ganze mehr als etwas lutschbares anstatt als etwas essbares. Wieder was Neues kennen gelernt.

Endlich erreichen wir die Grenze Botswanas in Ngoma. Auch hier erfahren wir wieder ein ganz entspanntes bordercrossing ohne Visa-Prozedere. Und auch hier fällt die veterinary control mehr oder weniger penibel aus. Für die Nacht suchen wir uns ein schönes Plätzchen am Flussbett des Chobe Rivers. Vor uns grasen die Zebras in der Abendsonne. Später nach dem Abendessen gehen wir noch auf die Pirsch. Gar nicht weit entfernt scheint wohl eine Elefanten-Party zu steigen. Wildes Getröte ist zu hören, doch uns wird ein bisschen mulmig und wir sehen zu, dass wir schnell ins Bettchen kommen.

Am nächsten Morgen erleben wir dann, was echtes wildlife ist. Beim Joggen sehen wir Zebras, Affen, Gazellen, Antilopen und sogar drei Elefanten in der Ferne, frei. Kein Nationalpark, kein Zaun, niemand der dir sagt, hier darfst du hin und hier nicht. Eine leise Ahnung schleicht sich an, dass Botswana unsere neue Nummer 1 werden könnte auf der Hitliste der schönsten afrikanischen Länder.

Mit Bauchkribbeln beginnen wir die heutige Fahrt auf dem Weg zu einem Wasserloch, welches ein absoluter Geheimtipp sein soll. Auf perfekten Straßen rollen wir in Richtung Nata und halten Ausschau nach einem Rindergitter. Dieses soll wegweisend für unser heutiges Tagesziel sein. Bei einem kleinen Pipi-Stopp finden wir noch ein Elefantenskelett. Muss ein ganz schön großes Tier gewesen sein.

Endlich, da ist es, das Gitter und daneben ein Zaun. Nun heißt es rechts am Zaun entlang ca. 6 km über einen schmalen Sandweg. Luft raus lassen damit wir nicht stecken bleiben und Allrad einschalten. Danach geht’s rechts für circa weitere 3 km und dann ist es vor uns. Ein großes Wasserloch (-18.44023, 25.46927) und trotz der langen Trockenzeit noch halbwegs gut gefüllt. Wir beratschlagen gerade, wo wir am besten parken, da kommt auch schon eine Gruppe grauer Riesen angetrottet. Einen kurzen Moment sind sie verdutzt, was wir denn für ein gelber Riese sind. Doch nachdem sie wohl merken, dass von uns keine Gefahr ausgeht, lassen sie sich nicht beirren und trinken, grunzen, schlürfen, spritzen, wälzen und suhlen sich weiter im schlammigen Nass.

Als die Luft rein ist, suchen wir uns ein etwas sichtgeschütztes Plätzchen mit etwas Abstand zum Wasserloch, damit sich die Tiere nicht von uns gestört fühlen. Als wir gerade fertig sind mit einrichten, Stühle und Tisch aufbauen, Markise ausfahren, Außendusche einstecken usw., fängt der Boden unter unseren Füßen plötzlich an zu vibrieren. Was ist das für eine riesige Staubwolke dort links? Und plötzlich kommt in einem Affenzahn, Entschuldigung Büffelzahn, eine Herde von mehr als 100 Tieren angestürmt. Welch ein Spektakel. Das Wasserloch ist nun nicht mehr als solches zu erkennen, nur noch ein schwarzes Gewusel in dem sich sogar kleiner Nachwuchs befindet. Als wäre es eine fata morgana gewesen, rennen die Büffel auf ein für uns unsichtbares Zeichen hin, mit einem mal alle so schnell weg, wie sie gekommen waren.

Am Abend machen wir es uns dann auf unserer „Dachterrasse“ bequem. Zwei Stühle aufs Dach, Fernglas, Stirnlampen, Fotokamera, Videokamera, Nachtsichtgerät und last but not least ein Sundowner-Bier. Fertig ist das Kino. Und der Film lässt auch nicht lange auf sich warten. Nach und nach kriecht alles aus dem Gebüsch, was hier so lebt, um den Durst vom Tag zu stillen.

Kurz bevor es so richtig dunkel wird, ringe ich mich dazu durch, meinen Kinosessel zu verlassen und auch noch schnell eine kühle Abkühlung unter unserer Außendusche zu nehmen. Alex, der seine Duschung schon vorhin durchgeführt hat, bleibt oben auf dem Dach sitzen und mimt den Wachposten. Ich genieße, wie das lauwarme Wasser mir den Staub vom Körper wäscht und bin gerade am einschäumen als Alex völlig fasziniert flüstert „Da ist ein Leopard!“. Bei mir hingegen ist es aus mit dem Genuss und ich springe nackt und eingeschäumt wie von der Tarantel gestochen in den Truck. Ja und jetzt? Ich schaue an mir herunter und denke nur, so kann ich mich nicht abtrocknen, so alles voller Schaum. Somit erkläre ich Alex zu meinem Bodyguard und trichtere ihm ein, dass er die ganze Zeit das Gebüsch hinter mir beobachten muss und ja nicht blinzeln darf! In Windeseile bin ich fertig geduscht und dann doch ziemlich glücklich mit frischen Klamotten wieder meine sichere Position auf dem Dach einnehmen zu können. Mutprobe bestanden!

Wir verweilen noch zwei weitere Tage am Wasserloch, bis wir weiter Richtung Nata und dann gen Westen Richtung Maun fahren. Die Straße ist top, die Landschaft ein bisschen eintönig, wenig Bäume, die Sonne scheint und es ist ganz schön heiß. Und dann passiert es. Ein lautes Zischen und binnen Sekunden ist unser rechter Hinterreifen platt. Kein Baum, kein Schatten und auf dieser rennbahnähnlichen Straße schießen die Fahrzeuge nur so an uns vorbei. In Botswana ist Linksverkehr angesagt, somit befinden wir uns mit dem rechten Rad auf der Mitte der Straße. Als erstes also Warndreieck aufstellen und Warnweste anziehen. Die Einheimischen weisen immer mit abgebrochenen Ästen auf der Straße liegend auf eine Panne hin. Wir machen es heute mal gescheit, zumindest versuchen wir das. Während ich mit den Muttern des platten Rads kämpfe, liegt Alex auf dem kochenden Asphalt und löst das Ersatzrad. Es dauert ein bisschen, aber nach einer Weile sind wir schweißgebadet und beide Räder locker. Das Ersatzrad ist recht fix montiert, doch wie bekommen wir nun das platte Rad wieder unten drunter? In der Theorie gibt es eine Vorrichtung zum Kurbeln. In der Praxis ist die nicht zu verwenden, weil eine Außenbox die Kurbel behindert. Da das aber nicht unsere erste Panne ist, schmeißen wir unsere Gehirnzellen an und überlegen eisern, wie wir das in Ouagadougou nochmal gemacht haben. Da kam tatsächlich ein Engel in Form eines jungen Mannes in ölverschmierten Klamotten auf einem Moped sitzend vorbei, der uns geholfen hat. Dieser Engel lässt heute auf sich warten und so müssen wir das Ding alleine schaukeln. Mit einem improvisiertem Lift aus Seil und Eisenstange schafft es Alex tatsächlich das Rad festzubekommen. Er ist mein Held des Tages! Auch wenn er eh mein Held schlechthin ist.

Wir können weiter und nach zwei Fahrtagen und der Reparatur unseres platten Reifens erreichen wir den Makgadikgadi Nationalpark. Wir wollen zum Botemi River, der die Westgrenze des Parks bildet und bekannt dafür ist, dass Elefanten ihn als Swimmingpool benutzen. Doch uns fällt die Kinnlade runter, als wir hören, was wir für Otto zahlen sollen. Ein normales Auto bis 3,5 Tonnen kostet umgerechnet 5 Euro. Otto mit seinen 10 Tonnen kostet 80 Euro. Nee, das machen wir nicht! Wir probieren es noch mit ein wenig Augenzwinkern, doch merken wir schnell, dass wir damit hier nicht weiterkommen. Na dann eben nicht. Oder doch?

Nur ein paar Kilometer nach der Zufahrt zum Gate erreichen wir wieder einmal ein Rindergitter. Dies ist die Grenze vom Park, zu erkennen an dem Zaun, der links und rechts ins Nichts führt. Neben dem Zaun sind Fahrspuren zu erkennen, allerdings ist der Untergrund ganz schön sandig. Ich ziehe geschwind meine Laufschuhe an und renne einige hundert Meter am Zaun entlang, um die Lage zu peilen. Unser Expeditions-Gen ist geweckt. Luft raus, Allrad an und los. Der Zaun verliert nach wenigen Metern seinen Nutzen als solches, denn er wurde bereits von den Elefanten niedergetrampelt. Bis jetzt säumen nur Kühe und Esel unseren Weg, doch laut Navi fahren wir geradewegs auf den Fluss zu. Wir haben Glück und den richtigen Riecher gehabt. Nach geschätzten 8-10 km erreichen wir den Fluss und eine herrliche offene Stelle (wildlife wildcamp, iOverlander). Hier bleiben wir.

Welch ein Glück wir haben. Während sich die Parkbesucher den Blick auf den Fluss mit allen anderen Touristen teilen müssen, da es nur ein Camp im ganzen Park gibt, haben wir das ganze Areal für uns alleine. Also nicht ganz, denn wir kriegen Besuch von etlichen Elefanten, Giraffen, einem Leopard bei Nacht, Hippos, Hyänen und natürlich Kühen und Eseln. Ein Traum!

Wenn da nur unser Reifen nicht wäre. Der ist nämlich schon wieder platt. Wir müssen uns irgendetwas eingefahren haben. Das tut der Stimmung aber keinen Abbruch und wir genießen diesen Ort hier für insgesamt drei wunderschöne Tage.

Unsere nächste Destination heißt Mababe. Dort machen wir Stopp an einem Wasserloch, wo wir von fünf ordentlichen Kalibern begrüßt werden. Etwas skeptisch gucken uns die Büffel an, doch scheint ihnen das Grasen wichtiger als wir zu sein. Wir wollen gerade zu einem kleinen Erkundungsgang aufbrechen, als wieder einmal ein „tschschsch“ uns zusammen zucken lässt. Der Reifen! Das gibt es doch nicht. Auf dem Weg hier hin haben wir ihn in der Stadt Maun flicken lassen. Das ist keine 80km her. Es hilft alles nichts. Das abendliche Workout wird inform von Schrauben drehen, Reifen aufstellen, Reifen ziehen und Truck aufbocken ausgeführt. Mittlerweile sind wir ja schon ziemlich geübt, wir werden immer schneller und zum Glück kurz vor dem Sonnenuntergang fertig. Ein hiesiger Bewohner kommt nämlich mit seinem Jeep neben uns gefahren und weist uns freundlich daraufhin, dass wir uns mitten im Löwengebiet aufhalten und dass es ratsam wäre, sich nun doch ins Innere des Trucks zu begeben. Gesagt getan.
Am nächsten Morgen müssen wir unsere geplante Fahrtrichtung gen Nordwesten ändern und zurück nach Maun rumpeln. Die Piste ist alles andere als bandscheibenfreundlich. Auf fiesestem Wellblech kriechen wir die 80km zurück und steuern die uns nun schon bekannte Reifen-Werkstatt an. Als wenn wir es nicht schon hundertmal getan hätten, kriechen wir nun nochmal beide in den Reifen rein, leuchten alles mit unserer Taschenlampe aus, fühlen mit geschärftem Tastsinn die Innenseite ab, begutachten mit Argusaugen die äußere Beschaffenheit und können, mal wieder, nichts finden. Angeblich wäre der Schlauch zu klein gewesen. Nun gut, wir kaufen einen neuen, angeblich passenden. Später, wenn dieser auch seinen Geist aufgeben wird, werden wir erfahren, dass dieser angeblich zu groß gewesen sei. Nachher dazu mehr.
Der Tag war für die Hose. Wir beenden unseren Fahr- und Reparaturtag am gleichen Fleck, wo wir heute Morgen gestartet sind. Und, man kann es schon erraten, es passiert auch genau das gleiche wie gestern Abend: „Tschschsch!“ „Och nee!“ „Scheiße!“ – kapitulierender Seufzer, Quietschen, Scheppern, Rumpeln, Stöhnen, Tropfen von Schweiß und das erlösende klirren zweier Bierflaschen! Nach getaner Arbeit entscheiden wir uns dem Kobold, der anscheinend in unserem Reifen haust, zu trotzen und morgen die schlechte, dornige, matschige und alles andere als harmlose Piste eben ohne intaktes Ersatzrad in Angriff zu nehmen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Da wir uns inmitten von wilden Tieren befinden, beschließe ich den nächsten Morgen nicht laufen zu gehen, sondern ein Cardio-Training vor dem Truck durchzuführen. Ich muss mich echt konzentrieren vor Staunen nicht innezuhalten, denn direkt vor meiner Nase begibt sich gerade eine Elefantenherde mit Nachwuchs zur morgendlichen Dusche im Wasserloch. Ich fühle mich wie vor einer großen Leinwand. Rechts im Bild tauchen nun noch drei Giraffen auf, dort hinten gähnt ein Hippo träge im Wasser, ein Rudel Schakale läuft über den Bildschirm, sechs Büffel mimen die Statisten und aus dem Off kommt eine Rotte Warzenschweine angepirscht.

Voller Vorfreude, die Sorge mit dem Reifen verdrängen wir einfach, versuchen wir den Weg zum Khwai River zu finden. Nicht ganz einfach, doch dank iOverlander („Start of Kwai River game drive“) finden wir den Einstieg des Game Drives. Über eine Sandpiste, entlang der Grenze zum Chobe Nationalpark gelangen wir zum Fluss und uns wird eine wunderschöne Savannen-Landschaft offenbart. Immer entlang des Wassers bewegen wir uns Richtung Westen vorwärts. Schleichfahrt ist angesagt! Wir sind völlig fasziniert. Wohin man auch guckt: Tiere, Tiere, Tiere. Giraffen, Krokodile, verschiedenste Vögel, Wasserböcke, Zebras, Hippos, Erdmännchen, Tiere deren Namen und Gattung nicht in unserem Fauna-Wissen aufgeführt sind und unsere Lieblingstiere Elefanten laufen uns vor die Linse. Es gibt keinen Ort, wo sich keine Tiere befinden. Sowas haben wir noch nie erlebt und wir ahnen schon, dass diese Erfahrung einzigartig bleiben wird.
Nach etwa 20km führt die Piste durch den Fluss, der noch ganz gut Wasser führt und dessen Grund vor allem sehr sandig ist. Wir finden uns schon kühn genug, dass wir die Safari ohne Ersatzschuh für Otto gestartet sind, wollen unser bis dato widerfahrenes Glück nicht zu sehr herausfordern und entscheiden uns kurzerhand, ein paar Kilometer zurück zu fahren und an einer schönen freien Fläche den Tag ausklingen zu lassen. Immer wieder bekommen wir Gesellschaft von meist vierbeinigen Parkbewohnern und zweibeinigen Parkbesuchern. Während letztere nur zum Sundowner halten und vor Einbruch der Dunkelheit im Safari-Jeep wieder zu ihrem Hotel zurückgeschaukelt werden müssen, können wir, unser „Hotel“ immer dabei, einfach hierbleiben. Zugegeben, der Gedanke am schönsten Platz auch übernachten zu können, während andere für viel Geld in teuren Luxuscamps fernab vom wildlife nächtigen, bereitet einem schon ein klitzekleines bisschen Freude.

Doch die Freude war nicht von langer Dauer. Nach dem Abendessen klettern wir noch einmal aufs Dach und machen es uns mit Taschenlampe und Nachtsicht gerät gemütlich. Überall raschelt es in den Büschen und da vorne huscht ein Schatten direkt auf uns zu. Er kommt näher und an der geduckten Haltung erkennen wir, dass es sich um eine Hyäne handeln muss. Tatsächlich kommt sie bis zu unserem Truck gelaufen und bleibt direkt vor uns stehen. Genau in diesem Moment schaltet Alex die Taschenlampe an und zwei blitzende Augen strahlen uns an. Von unseren herabhängenden Fußspitzen bis zu ihrer Nasenspitze sind es keine drei Meter. Alle drei halten die Luft an, keiner traut sich, die Starre zu lösen. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit macht die Hyäne kehrt und schlägt den Rückweg ein. Wir sind noch ganz geflasht, entschließen uns aber, nun ins sichere Bettchen zu kriechen.

Gut genährt von den vielen schönen Eindrücken des Tages fallen uns die Augen zu und wir landen in einem Traumland von wilden Tieren, Savannenlandschaft, plätscherndem Wasser… Doch was war das? Ein Klopfen? „Hello, hello!“ Da ist jemand. Vorbei ist es mit der Müdigkeit und wir sind wieder hellwach. Vorsichtig öffnen wir die Tür. Vor dem Truck steht ein Mann, dahinter ein Auto, in dem noch eine Frau drin sitzt. Sie seien Ranger vom Park und wir dürfen hier nicht campen. Es gäbe ein Camp in der Nähe, wo wir übernachten dürften. Die Kosten belaufen sich auf circa 50€ pro Person pro Nacht. „Don’t drive in the night“ ist das oberste Gebot in Afrika und wir geben klar zu verstehen, dass wir uns für diese Nacht, es ist bereits 22:30 Uhr, hier nicht wegbewegen werden. Es folgt eine lange Diskussion, die mit der Vereinbarung endet, dass wir die Campgebühr zahlen, aber hier stehen bleiben dürfen. Glück im Unglück.
Fährt man in den angeblichen Park hinein, passiert man kein Gate. Wir waren uns überhaupt nicht bewusst, dass wir uns auf einem Parkgelände befinden. Tatsächlich gibt es bei der einen Zufahrt ein kleines grünes Schild, das wir schlichtweg übersehen haben. Ehrlich gesagt war das auch kein Hexenwerk, denn das Gras steht hoch, die Büsche sind im vollen Saft und momentan ist hier alles grün in Hülle und Fülle. Selbstverständlich haben wir uns bei den Rangern entschuldigt und uns bedankt, dass sie so kulant zu uns waren, jedoch haben wir ihnen auch nahegelegt, dass sie ihre Gebühren und Konditionen doch bitte sichtbar anschreiben und nicht gerade in der Nacht die Parkmiete einkassieren sollten. Diese Reise ist und bleibt ein Abenteuer.

Am nächsten Morgen genießen wir noch eine herrliche Rückfahrt durch den Tag, um uns dann wieder Richtung Süden fortzubewegen. Die Route steht fest. Über Maun und Ghanzi wollen wir nach Gobabis und somit zurück nach Namibia fahren. Uns ist klar, die nächsten Tage heißt es Kilometer machen. Fahren, fahren, fahren. Doch da war ja noch was! Unser Reifen. Also bevor es losgehen kann, müssen wir nochmal einen Stopp bei unserem mittlerweile altbekannten Reifenfritzen in Maun einlegen. Wir sind etwas genervt, dass wir nun schon wieder bei ihm antanzen müssen und lassen ihn das auch spüren. Wie kann es denn sein, dass man zweimal den Reifen wechselt, die Reifen kontrolliert und zweimal einen neuen Schlauch einzieht und das Ding schon wieder kaputt ist. Der Mechaniker lächelt, wiederholt zum x-ten Mal „no problem“ und sagt aus tiefster Überzeugung heraus, dass der Schlauch, der drinsteckte, zu groß sei. Ja meine Herren, dann nehmt doch bitte einen passenden Schlauch. Den hat die Werkstatt aber nicht vorrätig und anstatt das zu kommunizieren, nimmt man dann eben einen, der nicht passt. TIA – This is Africa. Zum Glück haben wir noch einen in Reserve dabei und lassen nun diesen einziehen. Hoffentlich war es das dann auch.

Mit vollgepumpten Reifen machen wir uns nun auf den Weg Richtung Südwesten. Die Landschaft wird immer karger, die Straßen immer gerader und die Luft immer heißer. So vergehen zwei komplette Fahrtage. Der dritte Tag, heute sollten wir die Grenze zu Namibia erreichen, scheint auch nicht deutlich verheißungsvoller zu werden. Wir schalten innerlich in den Automatikmodus und fahren so vor uns dahin, bis uns ein mintgrünes Etwas mit viel Licht und, ja tatsächlich, einem deutschen Kennzeichen entgegen kommt. Es ist der kurze Moment, wo wir uns in die Augen schauen und schon ist der Unimog an uns vorbeigedüst. Beide Bremspedale werden gedrückt und im Rückspiegel können wir erkennen, wie das andere Expeditionsmobil zum stehen kommt. Rückwärtsgang eingelegt, auf dieser Straße ist sowieso nichts los, nähern wir uns unseren Landsmännern. Anne und Harald, unterwegs mit ihrem „unimogi“, bereisten die Ostküste von Nord nach Süd und machen nun einen kleinen Abstecher, so wie wir, in den Norden Botswanas. Da wir die Region nun schon hinter uns haben, fahren wir praktisch in die genau entgegengesetzte Richtung wie die drei. Doch schon durch die LKW-Fenster merken wir, dass jede Menge Plauder-Stoff vorhanden ist und so entschließen wir uns, ein kleines Plätzchen im Schatten einzunehmen und noch ein bisschen weiter zu quatschen. Das praktische bei den Overlandern ist ja, dass man immer alles dabei hat und so schnappt sich jeder einen Stuhl und wir machen es uns gemütlich. Man könnte meinen, es sei Liebe auf den ersten Blick – Expeditionsliebe. Wir lachen, reden, staunen, empören, begeistern uns ganze vier Stunden miteinander, bis wir uns endlich wieder voneinander losreißen können. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass uns das Schicksal nochmal zu einem ganz besonderen Zeitpunkt zusammen führen wird. Das ist aber ein anderes Kapitel.

Als wir unsere Stühle wieder verstauen wollen, stellen wir fest, dass unsere Sportmatten nicht mehr da sind. Wir schauen herum, doch weit und breit ist nichts zu sehen. Keine Menschen, keine Hütten, nur Geröll und Gestrüpp. Tja, einmal nicht aufgepasst.

Um zwei Sportmatten ärmer, jedoch um zwei Freundschaften reicher, setzen wir unseren Weg fort. Die Grenze schaffen wir heute zwar nicht mehr, doch dafür kommen wir in den folgenden Tagen auf sehr guten Asphaltstraßen flott voran und erreichen recht schnell das südliche Namibia.

Papiere, Papiere, Papiere!

Papiere, Papiere, Papiere!

Bevor man eine Expedition in ferne Länder startet, sollte man so einige Vorbereitungen treffen. Dazu gehört auch, sich um die nötigen Papiere zu kümmern. Im folgenden Listen wir einmal auf, welche Dokumente wir für unsere Reise rund um Afrika benötigen.

 

 

Pässe & Visa

Beginnen wir mit dem wichtigsten.  In jedem Fall sollte der Reisepass noch mindestens 6 Monate über das geplante Reiseende hinaus gültig sein. Wir empfehlen jedoch ein ganzes Jahr, sollte die Reise doch länger als geplant sein. Sicherlich gibt es auch die Möglichkeit, einen neuen Reisepass in einem anderen Land bei der eigenen Botschaft zu beantragen, doch meist ist dies mit hohen Kosten und langen Wartezeiten verbunden.

Außerdem sollte man darauf achten, dass noch ausreichend freie Seiten vorhanden sind. Für manche Visa wird eine ganze Seite verbraucht, da ist der Pass schnell gefüllt. Wir haben uns vor der Reise einen zweiten Reisepass geholt. Hierfür muss man ein Schreiben anfertigen, warum man ein zweites Dokument benötigt und dies mit den weiteren geforderten Unterlagen beim Amt einreichen. Von Vorteil ist bei zwei Reisepässen, dass man zwei verschiedene Visa bei zwei unterschiedlichen Botschaften gleichzeitig beantragen kann. Nicht selten mussten wir 2-5 Tage auf ein Visum warten. Somit kann man dadurch die Wartezeit halbieren, beantragt man zwei Visa in der gleichen Stadt. Außerdem schließt einen der Aufenthalt in bestimmten Ländern bei Visaverfahren manch anderer Länder kategorisch aus. Reist man beispielsweise durch den Iran, wird man mit diesem Pass sicherlich kein USA Visum mehr erhalten. Kritische Visa haben wir stets in unseren alten Pass kleben lassen, der nun eh voll und somit unbrauchbar ist. Als Begründung, warum wir einen zweiten Reisepass benötigen, haben wir den tatsächlichen Grund angegeben, dass wir auf unserer Reise viele Visa beantragen müssen und uns mit zwei Pässen Wartezeit sparen und zudem unser alter Reisepass in absehbarer Zeit, vor Reiseende, voll sein wird. Andere Reisende haben auch den zweiten Reisepass bei der Familie im Heimatland deponiert, für den Fall, dass ein Visum für ein bestimmtes Land nur im Heimatland beantragt werden kann. Dies ist zum Beispiel bei einem Visum für Nigeria so. Wir haben dies noch in Burkina Faso erhalten, damals das einzige Land, welches Visa für Auswärtige ausgestellt hat. Mittlerweile ist nach unserem aktuellen Kenntnisstand ein Nigeria-Visum nur noch im Heimatland erhältlich. Jedoch kann es sein, dass man trotzdem persönlich zu einem Interview oder zum Abgeben der Fingerabdrücke erscheinen muss. Dann hilft auch ein zweiter Pass nicht.

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, das ein oder andere Visum schon vor Reisestart im Heimatland zu beantragen, doch ist dies nicht immer sinnvoll, denn manchmal ist die Dauer der Gültigkeit beschränkt. Da gilt es, sich für das jeweilige Visum speziell zu informieren. Wir haben unsere Visa allesamt auf der Reise selbst beantragt. Teilweise war dies online möglich (z.B. Angola, Äthiopien) oder direkt an der Grenze (die meisten Länder Ostafrikas) oder eben in der jeweiligen Botschaft im Land zuvor (meist in Westafrika).

 

Versicherung für das Fahrzeug

Macht man nur einen kleinen Ausflug nach Marokko, ist alles chic. Man beantragt bei seiner Versicherung die grüne Versicherungskarte und hat somit auch einen Schutz beim spanischen Nachbarn. Möchte man aber weiter eintauchen in den afrikanischen Kontinent, so haftet keine normale KFZ-Versicherung mehr und man muss richtig tief in den Geldbeutel greifen. Es gibt die Möglichkeit, sein Fahrzeug über eine deutsche Versicherung abzusichern, das wird dann aber schnell mehrere 1000 Euro teuer. Ein Kompromiss und aus unserer Sicht eine gute Alternative ist, sich in den bereisten Ländern eine sogenannte Third-Party-Insurance zuzulegen. Verursacht man einen Schaden bei jemand anderem, ist man für diesen Fall versichert, jedoch nicht, wenn einem selber etwas zustößt. In vielen Ländern ist eine solche Versicherung obligatorisch und wird auch bei Verkehrskontrollen verlangt. Oftmals kommen schon direkt an der Grenze die ganzen selbsternannten Versicherungsmakler auf einen zugestürmt, um ihren Schutz an den Mann zu bringen. Dazu muss man sagen, dass wir, zum Glück, noch nie von dem Schutz Gebrauch machen mussten. Inwiefern man tatsächlich abgesichert ist, ist hierbei auch von Land zu Land unterschiedlich.

Für manche Länder gibt es auch Sammel-Versicherungen. Die nennen sich dann carte brune (Westafrika oberer Teil), carte rose (Westafrika unterer Teil), Comesa (Ostafrika), oder, oder, oder. Das ist dann meist kostengünstiger, da mehrere Länder auf einen Schlag abgedeckt sind. Auch diese gibt es entweder an der Grenze direkt oder in größeren Städten.

Zudem können wir noch einen Tipp weitergeben, der so manche Kosten spart und mit etwas Glück auch so manche Polizeikontrolle verkürzt. Es empfiehlt sich, eine „eigene“ Versicherung dabei zu haben. Das erfordert ein bisschen Kreativität, doch das Netz bietet einen beste Vorlagen. Ein schönes Dokument in dem alle Länder, die man bereisen wird, aufgelistet sind, eine Versicherungspolice, oben als Überschrift „Original“, das Kennzeichen, eine Unterschrift, das Gültigkeitsdatum, vielleicht noch einen Stempel, das Ganze auf ein farbiges, festeres Blatt gedruckt und ruck zuck ist ein schönes Dokument gebastelt. Das Papier kommt dann zum Einsatz, wenn man keine andere Versicherung kaufen konnte oder wollte und ein hartnäckiger Kontrolleur auf eine Versicherung besteht. Nun ist ein bisschen schauspielerisches Talent gefragt, denn jetzt kommt es darauf an, das Schreiben selbstsicher zu präsentieren: „Es handelt sich schließlich um ein deutsches Fahrzeug und hierfür kann nur eine deutsche Versicherung abgeschlossen werden. Zudem ist diese sehr teuer und deckt noch viel mehr ab, als es eine lokale Versicherung es tun würde!“

Ganz klar ist, wenn man einen „echten“ Schutz haben möchte, der ein breites Spektrum an Schadensfällen abdeckt, kommt man um eine Versicherung aus dem Heimatland und um eine saftige Summe nicht drum rum. Das muss jeder für sich selber abwägen.

 

Carnet de Passages

Dieses so schön klingende Dokument ist praktisch ein Pass für das Fahrzeug. Ein gelbes Heft mit 25 auszufüllenden Seiten. Jede Seite besteht aus drei Teilen, von denen zwei Teile zum herausreißen sind. Oben wird Datum, Ort und ein Stempel des Grenzübertritts eingetragen. Links für die Einreise, rechts für die Ausreise. Warum braucht man das? Für nahezu alle Länder in Afrika beispielsweise benötigt man ein Einreisedokument für ein auswärtiges Fahrzeug, ein sogenanntes Temporary Import Permit, kurz TIP. Dies berechtigt einen, für einen begrenzten Zeitraum das Fahrzeug einzuführen. Manchmal ist dies kostenlos, manchmal nicht. Überall wo man ein solches TIP bekommen kann, wäre ein Carnet nicht unbedingt nötig, doch zum einen erspart es einem meist Zeit, denn anstatt ein ganzes Formular auszufüllen, hält man das Carnet nur kurz dem Zoll hin und vorausgesetzt der Beamte weiß, was zu tun ist, ist der Abschnitt fix ausgefüllt. Die beiden unteren Streifen sind jeweils bei der Ein- und bei der Ausreise den Beamten zu übergeben. Für manche Länder ist ein Carnet jedoch zwingend notwendig, vorausgesetzt, das Fahrzeug ist älter als 8 Jahre. So zum Beispiel im Iran oder in Ägypten und zwar für jedes motorisierte Fahrzeug, welches man mitführt. Ist man zum Beispiel mit einem LKW unterwegs und hat noch ein Motorrad geladen, sollte man auch für das Zweirad ein Carnet haben. Ist das Fahrzeug jünger als 8 Jahre, wird kein Carnet benötigt.

Im Grunde genommen ist das Carnet dazu da, sicherzustellen, dass man ein Fahrzeug auch wieder aus dem Land ausführt und zurück nach Europa bringt, anstatt es zollfrei zu „verscherbeln“.

Zu beantragen ist das Carnet bei einem Automobilclub im Heimatland des Fahrzeuges. Wir haben unsere vom ADAC erhalten. Pro Carnet ist eine Bearbeitungsgebühr von mittlerweile 230 € zu entrichten. Hinzu kommt die jeweilige Kaution, die man hinterlegen muss, bis das Fahrzeug wieder nach Europa eingeführt wird. Die Kautionshöhe ist abhängig vom Wert des Fahrzeugs. Schätzt man den Fahrzeugwert also gering, fällt auch die Kautionssumme niedriger aus. Für manche Länder ist allerdings ohnehin die Höchstsumme erforderlich. Alle Informationen und Antragsunterlagen erhält man auf https://www.adac.de/reise-freizeit/reiseplanung/fahrzeug-weltreise/carnet-de-passages/

 

Internationaler Führerschein und Zulassungsschein

Um ehrlich zu sein, haben wir beide Dokumente nie benötigt. Dennoch sind wir froh, sie dabei zu haben, denn sie sind in verschiedenen Sprachen verfasst und so konnten wir bei Sprachbarrieren die internationalen Dokumente vorzeigen. Für manche Länder sind die internationalen Ausführungen wohl aber vorgeschrieben. Zu beantragen sind die bei der heimischen Führerschein- bzw. der zuständigen Zulassungsstelle und zwar rechtzeitig vor Abreise. Die Gültigkeit beträgt beim internationalen Führerschein maximal 3 Jahre. Er ist aber nicht länger gültig als der nationale. Zudem ist er kein Ersatz für den nationalen sondern nur ein Zusatzdokument.

So auch bei dem internationalen Zulassungsschein. Hier beträgt die maximale Gültigkeit 1 Jahr.

Die Kosten betragen jeweils zwischen 10-20 €.

 

Impfausweis

Einige Länder schreiben bestimmte Impfungen vor, ohne die man nicht berechtigt ist, ins Land einzureisen. In Afrika wird zum Beispiel in einigen Ländern eine Gelbfieber-Impfung vorausgesetzt, wenn man aus einem gelbfiebergefährdeten Land einreist.

Auch wenn man eine Reisepause einlegt und das Fahrzeug zwischenlagert, sollte man zur Sicherheit seinen Impfpass mitnehmen, um bei der erneuten Einreise keine Probleme zu bekommen.

 

Kopien

Unabdingbar sind Kopien aller wichtigen Dokumente, welche an einem anderen Ort als die Dokumente selbst aufzubewahren sind. Zudem haben wir alle Dokumente gescannt und diese auch auf dem PC und auf einer externen Festplatte abgespeichert. Darüber hinaus empfiehlt es sich, Dokumente, die bei einer Verkehrs- oder Polizeikontrolle vorzuzeigen sind, farbig zu kopieren und zu laminieren, sodass sie dem Original möglichst ähnlich sind. Hat man das Pech, in eine korrupte Kontrolle zu geraten, kann man notfalls weiterfahren, da nur die Kopien einkassiert wurden. Auf Nachfrage von Beamten, warum wir nicht das Original rausgeben, kommt genau diese Antwort, dass wir zu viele schlechte Erfahrungen gemacht haben. Gegebenenfalls kann das Original gezeigt aber nicht herausgegeben werden. Generell gilt, wenn die Person gegenüber nicht befugt ist, ein jeweiliges Dokument zu begutachten, dann braucht man dieses auch nicht vorzeigen. Manchmal ist eine gewisse Vorsicht von gutem Nutzen. Erst einmal nach dem Beamtenausweis verlangen.

An der Grenze zeigen wir selbstverständlich unsere Originale vor.

 

Wenn Ihr noch weitere Fragen habt, dann schreibt diese doch gerne als Kommentar unter den Text. Wir freuen uns über Eure Rückmeldungen!

 

 

 

 

Unser Leben als Digitalnomaden – wie wir unser Geld verdienen

Unser Leben als Digitalnomaden – wie wir unser Geld verdienen

„Digitalnomaden“ – so ein hübsches neues Wort, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Was oder besser wer ist überhaupt damit gemeint? Mit diesem modernen Begriff sind alle diejenigen gemeint, die ortsunabhängig leben und arbeiten. So wie wir 😉

Im Grunde genommen, gibt es zwei Wege, ein digitales Berufsleben zu führen: Eine Möglichkeit ist, seinen klassischen Arbeitsplatz zu mobilisieren, sodass man von überall und jederzeit, wenn man es möchte, seinem Job nachgehen kann. Die andere Option ist, sich ein neues Berufsfeld zu kreieren und sich so ein neues Einkommen zu schaffen. In den meisten Fällen haben diese Art von Digitalnomaden mehrere Quellen, aus denen sie ihr Einkommen beziehen. Das kann beispielsweise ein Online-Versand sein, das Betreiben einer oder mehrerer Foren oder Blogs, Online-Coaching, ein eigener Youtube-Kanal oder zahlreiche weitere Online-Dienste.

Wir haben die zweite Option gewählt und im Zuge dessen eine neue Firma gegründet – TRAVELETICS. Die Idee ist aus dem Traum entstanden, mit dem eigenen Expeditionsmobil durch Afrika zu reisen. Wie können wir uns während der Reise etwas hinzu verdienen, war unsere Frage und so überlegten wir, welche Fähigkeiten wir haben, die wir gerne einbringen möchten. Schnell war klar, dass sich unser aktuelles Leben und somit auch unser neues Projekt um die Hauptthemen Reise, Ernährung und Sport drehen wird. Welche Möglichkeiten haben wir, diese Themen „an den Mann zu bringen“? Auf der Hand liegt ein Blog, auf dem wir von unserer Reise berichten und sowohl sportliche als auch ernährungswissenschaftliche Aspekte behandeln. Um die drei Oberthemen miteinander zu vereinen, berichten wir, wie wir auf unserer Reise unserem Sport nachkommen und stellen Gerichte der jeweils regionalen und saisonalen Küche der einzelnen Länder, die wir bereisen, online. Um das ganze zu visualisieren, haben wir außerdem einen eigenen Youtube-Kanal eingerichtet, auf dem wir filmisch all das darstellen.

Aber damit allein ist natürlich noch kein Geld verdient. Im Gegenteil; zunächst mussten wir erst einmal einige Investitionen tätigen, um uns beispielsweise mit dem entsprechenden Kameraequipment ausstatten zu können. Des Weiteren musste eine Internetseite erstellt werden, deren Erhalt ebenfalls monatliche Kosten birgt. Ganz zu schweigen von den Summen, die wir ausgeben mussten und müssen, um überhaupt unsere Reise zu finanzieren.

Jetzt aber zum Verdienst: Online verdienen wir unser Geld über das Schalten von Werbung auf unserem Blog und zukünftig vielleicht auch einmal auf unserem Youtube-Channel. Zum einen nutzen wir das Google-Adsense Programm. Dies funktioniert wie folgt: Man registriert sich kostenlos über die Seite https://www.google.com/intl/de_de/adsense/start/#/?modal_active=none und erstellt sich ein eigenes Adsense-Konto. Nach dem Hinzufügen einer Website (https://support.google.com/adsense/answer/2781214?hl=de können nun auf dieser Internetseite unterschiedliche Werbebanner eingerichtet werden. Sowohl über die Platzierung, den Typus als auch die Zielgruppe kann selbst entschieden werden. Das Prinzip beruht quasi auf dem Verkauf von virtuellem Werbeplatz. Die werbungschaltenden Parteien bieten auf den zur Verfügung stehenden Space und der Höchstbietende erhält den Zuschlag. Doch nicht nur der Verkaufspreis des Werbeplatzes ist entscheidend, sondern auch die Klickrate, auch CPC (cost-per-click) genannt, spielt eine entscheidende Rolle. Je öfter die Werbetafel angeklickt wird, desto höher ist der Verdienst. Ein noch recht junges Modell ist das CPE (cost-per-engagement). Dies zielt auf eine Tätigkeit des Website-Besuchers ab, die beispielsweise das Anklicken eines erweiterten Banners darstellt, das Abspielen eines Videos oder das Ausfüllen eines Formulars. In diesem Fall erhöhen sich die Einnahmen. Unter dem Strich erhält der Website-Betreiber 68% der gesamten Einnahmen.

Neben Google und anderen „Werbemaklern“ gibt es auch Unternehmen, die direkt Werbung auf der Website laufen lassen. Wir lassen beispielsweise Globetrotter und Amazon auf unserer Website für sich werben. Während Globetrotter ebenfalls in Form von Werbebannern auf sich aufmerksam macht, erfolgt die Werbung für Amazon mit Hilfe von Verkaufslinks. In unseren Posts fügen wir so den Link zu dem von uns beschriebenen Produkt ein, der direkt zur entsprechenden Amazon-Seite führt. Verdienen tun wir in beiden Fällen nur dann, wenn über den Banner beziehungsweise den Werbelink tatsächlich auch etwas bestellt und gekauft wird.

Wie ich eingangs schon erwähnt habe, hoffen wir auf eine weitere Einnahmequelle durch unseren Youtube-Kanal. Ebenfalls in Form von Werbung, die als Werbespots vor oder während dem Video abgespielt wird oder in Form von Werbeanzeigen während des Videos eingeblendet wird, haben Youtuber die Möglichkeit, Geld mit ihren Filmen zu verdienen. Seit diesem Jahr haben sich die Auflagen jedoch massiv verschärft; Bislang reichten 10.000 Aufrufe eines Kanals aus, um auf diesem Werbung abspielen zu können. Zukünftig sind jedoch mindestens 1000 Abonnenten nötig und eine „Sehdauer“ von 4000 Stunden im vorigen Jahr. Die 10.000er-Marke hätten wir zwar schon längst geknackt, mit den neuen Bestimmungen müssen jedch auch wir uns nun noch ein Weilchen gedulden.

Allerdings verfügen wir noch über eine dritte, zwar nicht digitale aber jedoch eine „nomadische“ Einnahmequelle. Reiselustigen oder Expeditionshungrigen bieten wir die Möglichkeit, eine Etappe bei uns mitzureisen. Ihnen wird eine vegetarische Vollpension geboten, bei Interesse ein abwechslungsreiches Sportprogramm, die Unterkunft in unserem wunderschönen Dachzelt und natürlich viele spannende Erlebnisse. Wie ein Hotel auf Rädern bieten wir somit Abenteuerurlaub der besonderen Art.

Um ein solches Business aufzubauen, braucht es vor allem Zeit und viele viele intensive Arbeitsstunden. Wie bei jedem Schritt in die Selbstständigkeit ist zunächst ein Haufen von Investitionen nötig. Damit die Kassen klingeln, wird harte Arbeit gefordert und ordentlich Geduld. Für uns als absolute Digital-Neulinge war der Einstieg gewiss nicht leicht. Doch wir haben uns Tage und Nächte dahinter geklemmt, viel dazu gelernt und bekommen auch heute noch jeden Tag neuen Input. Des Weiteren spielt, denke ich, auch die eigentliche Intention eine große Rolle. Unser Traum ist es, uns diese wunderbare Reise zu ermöglichen und unser Wunsch ist es, unsere Familien, Freunde und allen Interessierten daran teilhaben zu lassen. Natürlich sind wir froh über jeden selbst verdienten Euro und auch bestrebt, die Einnahmen zu maximieren, jedoch ist für uns der größte Lohn, das Leben führen zu können, welches wir leben!

Senegals Süden

Senegals Süden

Es ist Dienstag, der 06. März 2018, 10:30 Uhr. Vor der Hausnummer 40 im Safari Village in Saly tummeln sich ein paar Weißhäuter, um sich zu verabschieden. Wir sagen „auf Wiedersehen“ zu unserer lieben Magret und ihren Freundinnen Barbara und Heidi. Die Frohnatur aus Fehmarn haben wir in der Zebrabar einige Wochen zuvor im Norden Senegals kennengelernt. Sie lud uns ein, mal bei ihrem Winterwohnsitz an der Petit Cote vorbei zu schauen. Gesagt, getan und so genossen wir ein paar Tage „Urlaubsfeeling“ in der kleinen Wohnsiedlung, wo hauptsächlich französische Pensionäre zur Winterzeit Sonne tanken. Drei Pools und ein kilometerlanger palmengesäumter Sandstrand inklusive.

Jetzt war es aber mal wieder Zeit, unseren Truck auf Expedition zu schicken und so zogen wir an dem besagten Morgen zu dritt los gen Süden. Mit dabei war unser erster Gast, die liebe Marga aus der Pfalz, die die kommenden zwei Wochen bei uns mitreisen werde. Die Route stand fest: Von Saly aus ging es erst einmal Richtung Südwesten, durch das Zentrum des Erdnussanbaus bei Kaolack hindurch bis zum Grenzübergang Farafenni. Von dort aus wollten wir das an dieser Stelle nur 15 Kilometer breite Gambia durchqueren und dann weiter wieder Richtung Küste ans Cap Skirring fahren.

Wir waren gerade mal 30 Kilometer ins Landesinnere abgetaucht, da liefen uns schon die Schweißtropfen die Schläfen hinunter. Das Thermometer zeigte ganze 42 Grad an. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass das lange nicht die Höchsttemperatur bleiben wird. Die Kilometer zogen sich, das Atmen viel schwer und durch die weitgeöffneten Fenster zog ein heißer Föhn statt einem frischen Fahrtwind. Wir fuhren und fuhren und fuhren. Am Abend erreichten wir endlich den Grenzübergang. Unsere Pässe und das Carnet, deutsche Staatsangehörige benötigen kein Visum, wurden sowohl von den senegalesischen Grenzbeamten als auch bei der Einreise nach Gambia ruck zuck gestempelt und ohne auch nur einen Cent zahlen zu müssen ging es 5 Kilometer weiter bis zum Fähranleger. Doch was war das? Eine Schlange aus mehreren hundert LKWs säumte die Piste. Und da sollen wir uns nun anstellen? Das kann ja Jahre dauern, bis wir aufs Schiff kommen. Somit beschlossen wir einstimmig, erst einmal an der Schlange vorbei zu schleichen und uns das Geschehen mal von vorne anzuschauen. Und tatsächlich, wir hatten Glück! Dadurch, dass unser Truck als Campingmobil zugelassen ist, durften wir uns in die Reihe der Autos, die um mehrere Kilometer kürzer war und nicht in die der schweren Laster einreihen. Die nächste Fähre war unsere. Als letztes Fahrzeug durften wir auf die letzte Fähre des Tages fahren. Schwein gehabt! Im Stockedustern, das Fährschiff verfügte über keinerlei Beleuchtung, setzten wir so über den Gambia River über. Auf der anderen Uferseite angekommen, schmissen wir den Motor nur noch für ein paar Minuten an, um in die Kaira Konko Lodge zu gelangen. Wir hätten wohl keinen weiteren Meter heute mehr geschafft.

Zum Abendessen genügte bei der Hitze ein Stück Melone und nach einer erholsamen Dusche fielen wir alle in unsere Betten. An diesem Abend beneidete ich ein wenig unseren lieben Gast um ihren Schlafplatz. Während es nun nachts draußen „nur“ noch 36 Grad hatte, herrschten in unserem Truck immer noch starke 41 Grad. Durch die Maggiolina wehte nun ein leichtes Lüftchen. Wir dagegen fühlten uns wie zwei Sardinen, die gerade samt Büchse in den Ofen geschmissen wurden. Hatten wir uns in Marokko nicht noch nach Wärme gesehnt? Das schien Ewigkeiten her…

Am nächsten Morgen starteten wir mit frischem Elan immer noch mit der Freude darüber, gestern noch die letzte Fähre ergattert zu haben. Heute sollte es wieder ans Meer gehen. Eine leichte Meeresbrise, frische Luft, kühles Nass – das waren unsere einzigen Wünsche am heutigen Tag. So verloren wir keine Zeit und machten uns nach einem vitalisierenden Morgen-Workout und einem großen Obstteller auf zur Grenze. Schon wieder Grenze? Ja, das war echt verrückt, kaum sind wir eingereist hat uns der kleine Staat Gambia auch schon wieder ausgespuckt. Kein Wunder, denn die Ländergrenzen wurden nach dem Maß einer Kanonenflugbahn abgesteckt. Weder nördlich noch südlich vom Gambia River ist das Land je breiter als 45 km.

Alle Grenzformalitäten wurden wie auch schon am Vortag zügig absolviert und so waren wir eine halbe Stunde nach Fahrtantritt auch schon wieder im Senegal. Auf der Nationalstraße 4 ging es weiter Richtung Bignona. Immer wieder mussten wir Schlangenlinien um die Straßensperren aus Autoreifen und Baumstämmen fahren. In einem Ort lagen überall große Felssteine verteilt und kleine Feuer loderten aus dem auf der Straße liegenden Geäst. Ein merkwürdiges Gefühl, zumal in den vergangenen Wochen es wohl erneut Vorfälle gab, bei denen die Separatisten der MFDC Unruhe geschaffen hatten. Ruhig bleiben und nicht anhalten war unsere Devise und so kamen wir auch ohne Unannehmlichkeiten am Damm Richtung Ziguinchor an. Die Stadt begrüßte uns mit einem bestialischen Fischgestank und einer Polizeikontrolle, die zwar alle Ausländer anhält, jedoch nur einen Blick auf den Führerschein werfen möchte.

Jetzt war es nicht mehr weit. Innerlich hörte ich schon das Meeresrauschen. 70 Kilometer trennten uns noch vom Touristenzentrum Cap Skirring, so wie es in den Reiseführern steht. Dort angekommen, ließen wir die Souvenirläden links liegen und holten uns nur ein paar Gurken und Tomaten auf dem hiesigen Markt. Uns kamen zwar ein paar Bleichgesichter, so wie wir, entgegen gestiefelt, aber von einer Tourihochburg würde ich in diesem Fall keineswegs sprechen. Unser „Happyplace“ sollte aber noch ein paar Kilometer weiter liegen. Über die App „iOverlander“ wussten wir von einem Platz, etwas abgelegen, direkt am Strand – also ganz nach unserem Geschmack. Und tatsächlich: Auf halber Strecke zwischen Cap Skirring und Diembéreng liegt die traumhafte Maya Plage. Den Allradantrieb zugeschaltet, gelangten wir über eine Sandpiste nach wenigen Kilometern zu einem wunderschönen feinen Sandstrand. Ein Blick nach rechts: Palmen, Sand und Meer. Ein Blick nach links: Palmen, Sand und Meer. Herrlich!! Es schien, als hätten wir den rund 17 kilometerlangen Beach ganz für uns allein.

Im Schatten von großen Palmen parkten wir ab und richteten uns wohnlich ein. Hier werden wir ein oder zwei Tagen bleiben. Es wurden fünf, weil es einfach so schön war. Das Meer war badewannenwarm, die Küste war gesäumt von Mangroven, Palmen und zahlreichen anderen Sträuchern und Bäumen und tagsüber kamen lediglich ein paar Einheimische auf dem Weg zur Arbeit vorbei. Wir unternahmen Strandwanderungen, werkelten an unserem Truck, schnitten Videos und relaxten. So verging die Zeit wie im Flug, für uns genauso wie für Marga. Ihr Heimflug rückte nun langsam aber sicher immer näher und wir wollten ihr ja nun noch ein bisschen mehr vom schönen Senegal zeigen. Somit entschlossen wir uns schweren Herzens Abschied vom Maya Plage zu nehmen und unsere Weiterreise Richtung Kafountine aufzunehmen.

Zurück ging es nach Ziguinchor, über den Damm nach Bignona und von da aus nun links auf die N5, wieder so eine No-Go-Area-Grenze. Schon von weitem sahen wir dicke Rauchschwaden von unterschiedlichen Stellen gen Himmel ziehen. Ach herrje, was hat das bloß zu bedeuten. Wir überlegten schon Plan B, inwiefern wir unsere Route abändern sollen, gesetzt dem Fall, die Straße wäre unpassierbar, als wir bemerkten, dass die Feuer schlicht und einfach der Holzkohle Herstellung dienten. Da sieht man wieder einmal, wie einem Angst gemacht werden kann.

Nach einem Tag Fahrt kamen wir müde aber völlig ohne jegliche Vorkommnisse in Kafountine, dem Dorf der Rastas und des Reggaes, an. Wir gingen auf die Suche nach einem schönen Schlafplatz am Meer. Nach gefühlten 10 Sackgassen, in die wir bereits eingebogen waren, fanden wir nun endlich eine schmale Piste, die Richtung Strand führen sollte. Auf die Frage hin, ob wir auch mit unserem Truck dort durchkommen würden, reagierten die Dorfbewohner mit wildem Nicken „no problem!“. Einer der Rastas, in diesem Dorf haben wirklich alle Rastas, war sogar so hilfsbereit und begleitete uns zu Fuß. Wer nun denkt, der arme Kerl hätte nebenher joggen müssen, der irrt sich. Wie ein Elefant im Mäuseloch krochen wir im Schneckentempo Richtung Meer. Weil ich das ewige rauf- und runterklettern satt hatte, blieb ich oben auf dem Dach sitzen, um alle drei Meter die Äste weg zu sägen. Es war echt eine Tortur. Nach drei Kilometern, für die wir eine knappe Stunde benötigten, kamen wir mit den letzten Sonnenstrahlen an einer Kreuzung an, von dort aus sowohl der rechte als auch der linke Weg direkt zum Strand führen sollte. Doch weder der eine noch der andere Pfad hätte es zugelassen, dass wir mit unserem Zehntonner dort vor rollen. Also resignierten wir und parkten ab. Alle Mühen umsonst. Verschrammt und verdreckt gönnte ich mir erst einmal eine heiße Dusche. Die kalte hätte ich bevorzugt, doch bei 40 Grad wäre die Hoffnung auf kaltes Wasser illusionär. Macht nichts, denn zum Glück bot unser Kühlschrank noch ein kaltes Bier, bei dem wir den Abend ausklingen ließen.

Am nächsten Morgen schnappte ich mir in der Morgendämmerung meine Laufschuhe und rannte nun zu Fuß zum Wasser. Was ich dort sah, war fast so schön, wie unser Platz in der Südcasamance. Gute acht Kilometer lief ich gen Norden bis zum nächsten Fischerdorf Abéné. An den buntbemalten Fischerbooten machte ich eine Kehrtwende und nahm den Rückweg durch den feinen Sand auf. Der heutige Tag startete somit um Welten besser als der vergangene Tag geendet war und so schöpfte ich auch neue Kraft, um es erneut mit dem Dschungel aufzunehmen. Nach einer halben Stunde, wir hatten ja bereits gestern die meisten Äste beseitigt, war es geschafft und wir fuhren mit der Hoffnung, ein besseres Plätzchen zu finden, nach Abéné.

Am Ortseingang endete die befestigte Straße und so wirbelten wir einmal eine ordentliche Ladung Staub durch das verschlafene Dörfchen. Vorne am Fischerhafen angekommen, bogen wir nach links ab zum Campement Baobab. Eine kleine Piste führte direkt ans Meer vor, doch ob wir da lang kommen würden? Schon wieder waren niedrige Bäume das Problem. Wir parkten erst einmal vorne ab und verschafften uns zu Fuß einen Überblick. Direkt vorne an der Beachbar empfang uns freudig „Mann-O-Mann“, der seine Rasta unter einem knallorangenen Turban trug. Schnell kamen noch zwei, drei weitere Rastafaris herbei, die uns ebenfalls total herzlich begrüßten. Wir fragten, ob wir uns unter die Tannen, direkt neben der Bar hinstellen könnten. „Yes, of course, come, come!“ Hier, nahe der Grenze zu Gambia, sprechen die meisten auch ein wenig Englisch und so war es nun auch einmal für uns kein Problem, sich zu verständigen. Also gut, wir probieren es aus. Unsere Säge ist ja schließlich schon eingearbeitet. Drei dicke Äste und ein kurzes Festfahren im Sand später hatten wir es geschafft. Wir standen im Halbschatten, keine 20 Schritte vom Meer entfernt. Hier kann man sich wohlfühlen.

Beim Erkundungsspaziergang am Strand, trafen wir auf einen weiteren Toubab, wie die Weißen hier genannt werden. Auf die Frage, ob er Englisch spreche, antwortete er in einem urschweizerischem Dialekt „Gruezi, wir können auch Deutsch miteinander sprechen, oder?“. Der Aussteiger mit einem einzigen Dreadlock berichtete uns, dass man hier echt gut „abchillen“ kann und hier jede Nacht mindestens eine Reggea-Party steigt. Wir verabredeten uns gleich für den morgigen Abend und ließen den heutigen mit einem Sundowner am Strand ganz gemütlich zu Ende gehen.

Und so verbrachten wir insgesamt drei Tage in dem wirklich lässigen kleinen Dörfchen, in dem uns die Menschen außerordentlich freundlich und locker gegenüber traten. Nun zog es uns dann jedoch weiter auf unserer Route. Zurück sollte es erst einmal bis Ziguinchor gehen, wo wir ein bisschen Wäsche waschen lassen und unser Visum für Guinea Bissau organisieren wollten. Dieses bekommt man in der Hauptstadt der Casamance nämlich um einiges billiger und vor allem schneller als in Dakar. Ein Visum für einen Monat kostet gerade mal 15000 CFA (ca. 22,50 €) und ist innerhalb von 10 Minuten im Pass drin.

Von jetzt an waren wir wieder zu zweit unterwegs. Marga hatten wir in Abéné in einem schönen kleinen Campement abgesetzt, von wo aus sie in den kommenden Tagen eigenständig nach Banjul, Gambias Hauptstadt, reisen würde, um von dort aus ihren Rückflug anzutreten.

Bevor es in den noch recht ursprünglichen und touristisch weniger erschlossenen Südosten Senegals gehen sollte, quartierten wir uns noch auf dem Campingplatz „Camping Casamance“ direkt neben dem Hotel „Casa“ ein und erledigten alle Dinge, die noch so zu erledigen waren: Wassertank auffüllen, Wäsche waschen, einkaufen, kleine Reparaturarbeiten, klar Schiff machen innen und außen und so dies und das. Da seit einigen Tagen unser Solarsystem nur noch sehr langsam lud, obwohl die Sonne mit voller Wucht schien, suchten wir noch eine Solar-Werkstatt auf. Am Hafen wurden wir fündig. Sofort kam der überaus freundliche Chef von „Sud Solar“ mit zwei Elektrikern in unser Heim gestiegen und überprüfte unsere Batterien. Die seien völlig in Ordnung, doch er erklärte uns, dass bei großer Hitze die Solarmodule weniger Spannung liefern und der Laderegler seinen Betrieb zurück fährt, um eine Überhitzung zu vermeiden. Außerdem sollen wir unseren Inverter ausschalten, wenn wir ihn nicht brauchen, da dieser ein echter Stromschlucker ist. Sehr gut, wieder was dazu gelernt!

Nach dem nun alle nötigen Dinge erledigt waren, brachten wir unseren Truck wieder auf Temperatur und peilten als heutiges Tagesziel einen Schlafplatz irgendwo in der Pampa hinter Kolda an. Zunächst führte die Straße entlang des Casamance Flusses. Die Landschaft war ausgesprochen schön. Riesig große Palmen ragten gen Himmel und viele grüne Sträucher und Farnen wuchsen rechts und links der Straße. Mit der fortschreitenden Kilometerzahl jedoch entfernten wir uns von der Wasserader und es wurde heißer und trockener. Die Straße glich einer brandneuen Fernstraße, die keine Wünsche offen ließ. Kein Wunder, denn die hatten die Amerikaner erst vor kurzem hier hin gesetzt. Wahrscheinlich soll sie als eine Art Konkurrenz-Projekt zu den Asiaten dienen, die sich von der Meeresseite her versuchen, breit zu machen. Dennoch lag die Durchschnittsgeschwindigkeit nur bei schlappen 50 km/h, denn bei jedem kleinen Ort, davon gab es viele, sehr viele, warteten mindestens drei Bodenwellen auf uns. Was soll’s, wir hatten es ja nicht eilig. Und so tuckerten wir von Dorf zu Dorf bis allmählich die Sonne unterging. Um kurz nach 19:00 Uhr suchten wir uns in der Abenddämmerung ein nettes Plätzchen und wurden auch fündig. Rechts ab ging ein größerer Pfad entlang zwischen Feldern und Bäumen. Es warteten schon zwei Kühe auf uns, die uns neugierig beobachteten, als wir unseren Außentisch aufbauten. Wenn die bloß gewusst hätten, dass dies eine Premiere ohne Gleichen war! Nach ganzen 10.000 km kam zum ersten Mal unser kleiner Außentisch zum Einsatz, den man in zwei Höhen direkt am Truck einhängen kann, um entweder darauf zu kochen oder daran zu essen. Wir wollten zwar weder das eine noch das andere, weil uns die Mücken beim Abendessen vermutlich aufgefressen hätten, aber Alex fand, dass es nun endlich mal Zeit war, das gute Stück auszuprobieren und so ließen wir uns ein kühles Bier schmecken und weihten unseren Hängetisch gebührend ein. Selbstverständlich blieben wir nicht lange unbemerkt, doch außer zwei neugierigen jungen Männern, die einmal „hallo“ sagen wollten, blieben wir den gesamten Abend und die Nacht ungestört.

Am nächsten Morgen zogen wir innerlich ein bisschen unruhig weiter. In der Nacht zuvor hatten wir uns nochmal die Landkarte vorgeknüpft und waren nun unentschlossen, welche Route die beste sei. Als dann der entscheidende Abzweig kam, entschieden wir uns für die längere aber sicherere Variante, bei der wir auf jeden Fall durchkommen werden. Dachten wir zumindest. So fuhren wir über Velingara Richtung Dar Salam, einem Eingang des Niokolo Koba Nationalparks. Dort am späten Nachmittag angekommen, vereinbarten wir einen Trip für morgen mit den Rangern. Mit unserem eigenen Truck sollte es einmal mitten durch den Park gehen, um diesen dann an der Südgrenze zu verlassen. Super, dachten wir, denn so würden wir mehrere 100 Kilometer sparen. Immer noch ein bisschen unsicher, versicherten wir uns auch noch ein fünftes Mal, dass die Strecke durch den Park auch mit unserem riesen Gefährt möglich sei. „No problem, no problem!“ versicherten uns die Ranger und wer würde es nicht besser wissen als die.

Die Nacht verbrachten wir direkt am Gambia River. Am Ortseingang über die Brücke und direkt danach rechts ab. Ein schönes Plätzchen direkt neben dem Fluss. Bei unserem Abend-Workout besuchte uns noch eine Herde Kühe, die zum trinken kam und dann auch ziemlich schnell wieder abhaute. Diese Nacht entschlossen wir uns, oben im Dachzelt zu schlafen, denn zum einen wimmelte es unten im Koffer vor lauter Insekten – kein Wunder, wir standen ja direkt am Fluss – und zum anderen war es oben temperaturmäßig deutlich erträglicher. Mit einem leichten Bauchkribbeln aufgrund der Vorfreude auf den nächsten Tag schliefen wir ein und träumten von Krokodilen, Antilopen, Warzenschweinen und Löwen.

Um 6:00 Uhr klingelte der Wecker. Heute gab es nur ein schnelles Tabata und das Frühstück fiel aus, da der Startschuss schon um 7:00 Uhr fiel. Ausgestattet mit der kompletten Ausrüstung von der Videokamera, über den Fotoapparat und der Actioncam bis hin zur Dashcam und einem Fernglas tauchten wir ein in den Nationalpark. Die ersten 10 Kilometer kamen wir recht gut durch. Wir mussten zwar ein bisschen langsamer fahren und hier und da einem tiefen Ast ausweichen aber bis zum ersten Stopp lief alles glatt. „Rechts ranfahren“ lautete das Kommando unseres Guides, der mehr schlecht als recht Englisch sprach. Wir hielten an einem Aussichtshäuschen direkt am Fluss und waren ganz aus dem Häuschen, als wir bestimmt zehn Krokodile im Wasser zählten. Am Ufer suhlten sich die Warzenschweine im Schlamm und daneben standen Antilopen und verschiedenste Vögel vom Graureiher bis zum größten Vogel Senegals, dessen Name uns leider entfallen ist. Mit offenen Mündern beobachteten wir bestimmt eine halbe Stunde lang, wie drei Krokodile dem gleichen Vogel auflauerten, der wiederum tief damit beschäftigt war, einen Fisch zu verspeisen, der viel zu groß für seinen Schnabel schien. Ein viertes Krokodil kam hinzu und schoss mit einem Mal aus dem Wasser mit einem dicken Hecht im Maul. Kurz darauf war am anderen Ufer ein lautes Gegacker zu hören und das Wasser spritze in die Höhe. Ein anderes Krokodil hatte ebenfalls fette Beute gemacht. Nur schwer konnten wir uns von dem Spektakel losreißen, doch die Zeit drängte ein wenig. Als wir uns gerade umdrehten in Richtung unseres Expeditionsmobils, schoss noch ein Mungo direkt vor unserer Nase vorbei. Das hat sich schon mal richtig gelohnt, dachten wir und stiegen voller Euphorie wieder ein.

Doch unsere Hochstimmung hielt nicht lange an. Der weitere Weg wurde immer schmaler und immer mehr Äste ragten in die Fahrhöhe unseres Trucks. Nun wurde weiteres Equipment ausgepackt: Baumsäge, Astschere, Handschuhe und Axt. Meter für Meter kämpften wir uns vorwärts bis es passierte: Mit einem lauten Scheppern fiel unsere Alubox samt Außenstrahler vom Dach, erfasst und erwürgt von einer Liane. Na super, ich zückte die Kamera und Alex kletterte aufs Dach, um den Schaden zu minimieren. In der brütenden Mittagssonne schraubte Alex die Kabel los und wir luden die Box erst einmal in die Innenkabine. Jetzt sollte es erst einmal weitergehen. Wir wollten uns den Spaß nicht nehmen lassen. Doch das gelang uns nicht ganz, denn kurz darauf deutete unser Führer auf unseren Schanzenspiegel, der in tausend Teile zersprungen war. Na toll, hoffen wir mal, dass der Weg jetzt wieder besser wird, denn sonst stecken wir mit 3 km/h noch morgen hier fest. Die Hoffnung war vergebens. Im Gegenteil, wir tauchten immer weiter ins Gestrüpp ein. Während wir vor Schweiß trieften, Alex war nur damit beschäftigt die Bremse und die Kupplung zu treten, während ich auf dem Dach von rechts nach links sprang, um die Äste abzusägen, fielen unserem Ranger schon die Augen zu. Wir bemerkten erst nach einer Weile, dass er schlief, weil er auch zuvor nahezu keinen Mucks rausbrachte. So langsam kochte die Wut in uns hoch. Ich gebe zu, die Siedetemperatur ist schnell erreicht bei 45 Grad Außentemperatur. Es kam die Frage in uns hoch, warum wir eigentlich diesen teuren Guide buchen mussten, der tatsächlich obligatorisch ist. Die Wege sind alle ausgeschildert und mehr als taubstumm auf dem Beifahrersitz hocken, tut der Kerl sowieso nicht. Zudem hat er noch einen äußerst strengen Geruch in unserer Fahrerkabine verteilt. Genau das richtige für mich.

Der nächste Ast lässt nicht lange auf sich warten und so steige ich durch unsere Dachluke erneut hinauf. Auf einmal meint der Guide doch tätig werden zu müssen, steigt mit seinen Dreckschuhen auf meinen Sitz, reißt mir machomäßig die Säge aus der Hand und fängt an, den Stamm zu beschneiden. Als wenn ich nicht eh schon eingesaut wäre, regnet es nun Raupen, Ameisen, Äste, welke Blätter, Blüten und jede Menge Staub direkt über meinen Kopf in die Fahrerkabine hinein. Ich kann nicht an mich halten, meine Wut kocht über und ich fahre den Kerl mit einem deutschen Wortschwall an. Leider hat er zwar kein Wort von dem verstanden, aber ein bisschen beeindruckt, dass aus einer so kleinen Person so viel rauskommen kann, ist er wohl doch, denn er setzt sich erst einmal auf seinen nun völlig verdreckten Platz und verfällt wieder in sein gut geübtes Schweigen. Zumindest für die kommenden fünf Minuten bis zur nächsten Kreuzung. Hier schießt er nun die Kanone ab. Nach etwa drei Stunden Fahrt eröffnet er uns, dass wir doch nicht die Strecke fahren könnten und nun wieder eine Schleife drehen werden, um an der Nordgrenze des Parks hinauszufahren, also unweit dort, wo wir hergekommen waren. Angeblich hätte er uns das auch schon gestern gesagt nur leider kann weder Alex noch ich mich daran erinnern . . . komisch. Hätten wir das gewusst, wären wir niemals mit unserem monströsen Laster hier rein gerollt, sondern hätten uns entspannt in einen Jeep gesetzt und die Tour genossen. Das wäre uns deutlich billiger gekommen, es wäre um Welten schneller gewesen und vor allem hätten wir uns tatsächlich auf die Tiere konzentrieren können, statt ständig nach rechts und links, oben und unten nach Hindernissen Ausschau halten zu müssen.

Ok, ändern können wir nun eh nichts mehr und so versuchen wir ohne weitere Schäden unseren Truck hier wieder raus zu manövrieren. Insgesamt 11 Stunden nach Fahrtantritt und 80 km später sind wir fast am Ausgang angekommen. Es ist bereits nach 18:00 Uhr und die Parkgrenze ist offiziell schon zu. Die letzten vier Stunden haben wir nahezu stillschweigend im Fahrzeug gesessen. Lediglich „langsam“-, „stop“- und „weiter“-Rufe tönten in regelmäßigen Abständen von mir vom Dach in das Fahrerhaus. Völlig erschöpft stelle ich unserem Ranger die Frage, wie er uns versichern konnte, dass wir mit unserem LKW hier durchkommen würden. Kackfrech antwortet er, dass es möglich sei, denn sonst wären wir nicht hier. Da platzt auch Alex der Kragen und mit voller Wucht steigt er auf die Bremse, um eine Vollbremsung hinzulegen. Zugegeben, die Wirkung lässt bei 3km/h zu wünschen übrig, aber doch scheint unser Super-Führer ein wenig wachgerüttelt. Danach folgt ein Wutausbruch von Alex, wie er so einen Mist labern kann. Unser Truck ist übersät mit Schrammen, Das Fahrerhaus, das Dach und der Gepäckträger sind völlig verdreckt, ein Strahler ist abgerissen, zwei sind komplett verbogen, die Kiste hat es hinunter gefetzt, das Dachzelt ist völlig verkratzt und ein Spiegel ist kaputt! Wie kann er allen Ernstes behaupten, es sei möglich, mit einem 3,80 m hohen Fahrzeug hier durch zu fahren.

Wir sind kurz davor unseren ungewollten Mitfahrer einfach rauszuschmeißen, doch wir wissen noch nicht, wie wir aus dem Park kommen, wenn die Grenze zu ist. Darüber mehrt sich der Typ nämlich auch nicht aus, stattdessen schreibt er nun SMS mit seinem Kumpel.

Und endlich, nach insgesamt 11,5 Stunden Fahrt haben wir den Ausgang erreicht und zu unserer Verwunderung ist dort weder ein Tor noch ein Wachmann. Glück im Unglück. Alex freut sich nun schon sehnsüchtig den erstbesten Platz am Wegesrand zu nehmen, den Truck dort ab zu parken und keinen einzigen Meter mehr für heute zu fahren. Doch unser Guide macht uns erneut einen Strich durch die Rechnung und sagt, wir sollen ihn noch bis zum nächsten Ort fahren, weil er sonst nicht nach Hause käme. Auf die Frage, wie weit der weg sei, antwortet er „30 Kilometer“. Wir verdrehen die Augen, sehen aber ein, dass wir den Kerl nicht hier mitten im Nirgendwo einfach absetzen können und da die Straße gut ist, wir mit 85 km/h Speed geben können, entscheiden wir uns, noch bis Niokolo zu fahren.

Doch das Fahrvergnügen ist nur von kurzer Dauer. Nach 10 Kilometern ist die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt und es beginnt eine hügelige Wellblechpiste, die sich rechts und links von der eigentlichen Spur entlang schlängelt. Es ist mittlerweile schon dunkel und uns kommen riesige LKWs mit schwerer Ladung entgegen. Diese verfügen nur in den seltensten Fällen über Licht und sind chronisch überladen. Immer wieder passieren wir umgekippte LKW-Leichen und der Staub verschlechtert die Sicht in solch einer Weise, dass wir auch schon Angst haben, bald dort im Graben zu liegen. Fast wie in Trance schieben wir uns Stück für Stück an den LKW-Riesen und dicht am Abhang voran. Irgendwann entdecken wir in der Ferne ein Licht und unser Guide macht eine Geste, dass wir dort von der Piste abfahren sollen. Der Ort Niokolo entpuppt sich als Ranger-Stützpunkt. Wir treffen gleich auf drei Franzosen, die dort Dienst eines gemeinnützigen Projekts leisten. Freundlicherweise macht uns einer der drei mit dem Chef-Ranger bekannt, der uns direkt erlaubt, auf dem Gelände die Nacht zu verbringen. Völlig geschlaucht und mit den Nerven am Ende wollen wir einfach nur noch duschen, essen und schlafen. Unsere Mägen knurren beachtlich, denn nachdem wir das Frühstück haben ausfallen lassen, wurde uns auch noch das Mittagessen untersagt, weil wir dafür keine Zeit mehr hätten. Alex und ich steigen aus, bauen die Leiter auf, die Außendusche und beseitigen noch den gröbsten Dreck, als auf einmal unser Führer von der Seite ankommt und Kohle für seine Rückfahrt haben will. Alex will gerade dazu ansetzen, ihm eine Verbal-Wolke aus Ärger, Enttäuschung und Erschöpfung entgegen zu schießen, da schnappt er seinen Rucksack, macht auf dem Absatz kehrt und dreht ab. Sein Glück.

Bis auf einen nächtlichen Zwischenfall verläuft die Nacht ruhig. Um etwa 4:00 Uhr morgens werden wir wachgerüttelt von einem wahren Affentheater. Da wir eigentlich noch mitten im Nationalparkgelände stehen, die Nationalstraße führt einmal quer hindurch, wimmelt es nur so von Affen um uns rum. Irgendwie scheinen sie am frühen Morgen entweder eine wilde Party zu feiern, oder einen todernsten Krieg zu führen. Jedenfalls schreien sie aus allen Ecken was das Zeug hält, sodass an einen ruhigen Schlaf kaum mehr zu denken ist. Glücklicherweise beschließt die Affenbande eine halbe Stunde später das Kriegsbeil zu begraben oder vielleicht sind auch nur die Drinks für die Party ausgegangen. Jedenfalls ist nun wieder Ruhe und wir können noch zwei Stündchen weiter schlummern.

Dann geht’s aber aus den Federn, Frühsport ist angesagt und danach folgt eine Lagebesprechung. Was machen wir nun; fahren wir weiter auf dieser hundsmiserablen Piste, oder drehen wir tatsächlich um und fahren aus nördlicher Richtung über die Grenze nach Guinea. Nun sind wir das erste Mal an dem Punkt, dass wir nicht wissen, ob wir den Weg, den wir fahren wollen, auch tatsächlich passieren können. Dschungelerprobt sind wir jetzt zwar, aber eigentlich wollen wir unser Expeditionsmobil und uns nicht nochmal so einer Tortur unterziehen. Wir haben zuvor oft über eine solche Situation gesprochen, dass es sein kann, dass wir hunderte von Kilometern fahren werden und am Ende doch umdrehen müssen, weil wir nicht weiterkommen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Piste aber wirklich schrecklich ist und wir nicht wissen, wie der weitere Weg ist, sind wir uns wirklich unsicher. Wir holen uns erst einmal Rat bei den ansässigen Rangern und erkunden uns, ob sie meinen, dass wir auf der geplanten Route über die Grenze nach Guinea kommen. Nach ihrer Zustimmung beschließen wir, es zu wagen und so langsam steigt euch ein freudiges Bauchkribbeln in mir hoch, zum ersten Mal verspüre ich echtes Expeditionsfeeling.

Los geht’s, wir rollen wieder auf die rote, staubige Piste und kämpfen uns 40 km, für die wir 4 Stunden benötigen, über Wellblech, tiefe Löcher, vorbei an LKW-Fracks, durch riesen Staubwolken hindurch immer in Richtung Kedougou, Senegals letzte große Stadt vor den Grenzen zu Mali und Guinea. Es ist kaum zu fassen, obwohl die Straße eh schon verdammt schwierig zu befahren ist, ist irgendein irrwitziger doch tatsächlich auf die Idee gekommen, noch ein paar Bodenwellen einzubauen. Da hat es jemand wohl gar nicht gut mit uns gemeint, denken wir, als wir auf einmal von etwas besserem belehrt werden. Wir können unseren Augen nicht trauen: vor uns beginnt eine gut ausgebaute Teerstraße. Wir trauen uns noch gar nicht so richtig, uns zu freuen und erwarten hinter jeder Kurve wieder die rote Piste. Nur langsam bringe ich unseren Truck wieder auf eine angemessene Reisegeschwindigkeit doch nach ein paar Kilometern haben wir das Vertrauen in die örtlichen Straßenbauer gefunden und geben wieder Gas.

Am Nachmittag erreichen wir Kedougou und steuern ein Campement an, wo es angeblich einen Pool gibt. Nach dem ganzen Dreck der letzten Tage, wollen wir uns einfach diesen kleinen Luxus gönnen. Wir werden fündig und stellen unseren Truck auf dem Parkplatz des Hotels „Relais de Kedougou“ ab. 2000 CFA, umgerechnet 3 €, soll die Nacht für uns in unserem Expeditionsmobil kosten. Dusche und Toilette gibt es keine, aber wir dürfen den Pool benutzen und an der Bar gibt es kalte Getränke. Wir schlagen ein, schlüpfen in die Badeklamotten, springen in den Pool und verwöhnen uns im Anschluss mit einem kalten Drink auf der Terrasse direkt über dem Gambia River. Die Strapazen der letzten Tage sind vergessen und so blicken wir mit Eifer auf die nächsten Tage.

Am kommenden Morgen wollen wir bezahlen und auf einmal heißt es 10000 CFA statt 2000 CFA. Man kann es ja mal versuchen. Wir verhandeln etwas, tanken noch ein bisschen Wasser und fahren dann los. Zu unserer Beruhigung hatte auch der Hotelmanager uns versichert, dass wir auf der geplanten Route durchkommen werden. Auf einer guten Piste geht es Richtung Salemáta. Nach 9 Kilometern geht es links ab nach Dindífelo – da wollen wir hin! Zwei Stunden tuckern wir durch schöne Landschaft auf einer passablen Piste. Wir werden zwar ganz schön durchgeschaukelt, aber es ist nahezu kein Verkehr und die Aussicht auf ein kühles Bad unter dem Wasserfall treibt uns voran. In dem kleinen Dorf nahe der guineischen Grenze stürzt aus 80 Metern Höhe Wasser in die Tiefe. Genau der richtige Ort, wo man sich bei mittlerweile 48 Grad aufhalten sollte.

In Dindífelo angekommen, parken wir unser Expeditionsmobil ab, schnacken kurz mit den Jungs am Ticketshop und zahlen den Eintritt in Höhe von 1000 CFA pro Person. Durch dschungelähnlichen Wald geht es eine knappe halbe Stunde hinauf. Immer wieder plätschert ein kleiner Bach neben dem Pfad und es ist angenehm schattig. Fast oben angekommen, kommt uns eine deutsche Reisegruppe entgegen. Es ist schon lange her, dass wir Landsleute getroffen haben und so kommen wir kurz ins plaudern. Sie versichern uns, dass es nicht mehr weit ist und tatsächlich erreichen wir nach weiteren 5 Minuten den Wasserfall. Nichts kann uns mehr halten. Schnell die Badesachen angezogen, springen wir ins kühle Nass. Und in diesem Fall ist es tatsächlich kühl um nicht zu sagen verdammt kalt. Herrlich!! Nach einer kurzen Erfrischung treibt es mich wieder raus und ich suche mir ein schönes Plätzchen auf den umliegenden Felsen. Alex hält es noch ein wenig länger aus, um ein paar Filmaufnahmen zu machen. Doch nach ein paar Minuten gesellt er sich mit blauen Lippen und Gänsehaut zu mir. „Das ist das erste Mal seit Tagen, dass ich mal wieder friere“, berichtet er mir schmunzelnd. In einer Felsspalte gegenüber ist gerade eine fette Würgeschlange dabei, einen Alligator zu verspeisen. Dann muss ich wohl auch nochmal ins Wasser und mir das Schauspiel ansehen. Wirklich! Ich frage mich nur, wo eine solch große Schlange herkommt und vor allem, was dieses Krokodil hier macht. Hier hat es der Mensch doch tatsächlich noch nicht geschafft, alles zu verdrängen, was kriecht und krabbelt. Zum Glück!

Diese Vermutung bestätigt sich auch am kommenden Tag. Die Nacht haben wir im Campement direkt am Eingang zu den Wasserfällen verbracht. Strom und Wasser gab es nicht, dafür aber einen ruhigen Stellplatz. Vormittags waren wir damit beschäftigt, unser Filmmaterial der letzten Tage zu ordnen und am Nachmittag machten wir uns dann nochmals auf den Weg zum piscine nature. Nur ein paar Meter vor dem Wasserfall standen ein paar Menschen mit in den Nacken geneigten Köpfen. Wir folgten ihren Blicken und zu unserer wahnsinnigen Freude hockten keine 20 Meter von uns entfernt fünf wilde Schimpansen im Baum. Geil!! Ohne einen Mucks zu machen, beobachteten wir die Menschenaffen eine ganze Weile, bis sie sich dann vom Acker machten und wir erneut die Abkühlung suchten. Als würden wir für die nächsten Tage noch ein bisschen Kälte tanken wollen, blieben wir den ganzen Nachmittag bis zur Dämmerung am Wasser.

Neuer Tag, neues Ziel: Salemáta sollte das Ende unserer heutigen Tagesetappe sein. Hindurch ging es durch viele kleine Dörfer der Bassari, einem Urvolk Senegals und die älteste Bevölkerungsgruppe dieser Region- Aus Lateritblöcken formen sie kleine runde Häuser mit Schilfdächern. Uns erinnert der Anblick an kleine Hobbithäuser nur etwas exotischer. Nach 75 Kilometern und rund 5 Stunden Fahrt erreichen wir die Siedlung und machen uns auf die Suche, nach einem Campement, bei dem wir Strom tanken können. Beim dritten Campement werden wir fündig. Ein Glück, denn unsere Stromanzeige ist bedenklich gesunken. Auf dem schönen kleinen Anwesen finden wir ein gutes Plätzchen für unser mobiles Zuhause. Lediglich die Einfahrt durchs Tor hat nochmal unsere volle Aufmerksamkeit verlangt. Rechts und links waren zusammen nur noch 5 cm Platz, ungelogen! An den Strom angedockt, konnten wir so den Abend bei einem leckeren Nudelsalat mit viel Grün und reifen Gartentomaten genießen.

Der nächste Morgen begann trüb. Die Sonne war nicht zu sehen. Der Harmattan, der Wind aus der Sahara, hatte winzig kleine Sandkörner in der Luft verteilt. Was so aussah wie dichter Nebel, war in Wahrheit Staub. Zum Glück hatten wir nun wieder volle Batterien, denn bei diesen Bedingungen wären wir sonst sofort abgeschmiert. Zum Fahren war es jedoch ganz angenehm, da die Sonne so uns nicht so ganz rücksichtslos brutzeln konnte.

Am gestrigen Abend sagte ich vor dem Einschlafen noch zu Alex, dass heute wohl ein spannender Tag werden wird. Diese Prophezeiung sollte sich bewahrheiten. In meinem Kopf tönte immer der Satz vom Campement-Besitzer, dass wir einen kleinen Fluss zu überqueren haben. Knietief sei das Wasser, glaubt er, aber er war auch schon länger nicht mehr dort. Die Tiefe ist nicht so wild, dachte ich mir, nur der Untergrund sollte nicht morastig sein, sonst stehen wir mit unseren 10 Tonnen im Nassen fest. Egal, positiv denken! Die Piste war keine Rennstrecke aber gut befahrbar. Auf dem Weg nach Oubadji, dem senegalesischen Grenzposten, galt es erst ein kleines und dann ein großes Hindernis zu überwinden. Das erste war ein völlig ausgewaschener Hang mit einer beachtlichen Steigung, der sich beeindruckend vor uns aufbaute. Aber alles halb so wild, im ersten Gang schlich unsere Kiste wie ein Wiesele den Hügel hinauf. Doch dann kam der besagte Fluss. Nicht lang gefackelt, zog ich meine Schuhe aus und watete hindurch. Der Boden bekam die Note befriedigend und auch die Tiefe war machbar. Jedoch mussten wir, um ans Wasser zu kommen, erst einmal einen steilen, unebenen Abhang hinunter, der mit Lianen zugewachsen war. Nach dem Bach folgte aber die eigentliche Herausforderung. Eine extrem schmale Fahrrinne mit 3 Meter hohen Wänden rechts und links und sandigem Untergrund führte etwa 20 Meter das Tal wieder hinauf. Geschätzte Breite: 2,55 Meter, das entspricht genau den Maßen unseres Trucks. Alex setzte sich ans Steuer, während ich versuchte, die Lianen aus dem Weg zu räumen. Um uns rum sprangen etwa 20 Kinder der drei kleinen Nachbardörfer und feuerten uns lautstark an. Die großen Jungs eilten mir gleich zur Hilfe und rissen mit vollem Körpereinsatz die Schlingpflanzen ab, sodass Alex freie Fahrt hatte. Der Abhang war fast geschafft, Alex löste den Fuß von der Bremse, um noch ein bisschen Schwung zu gewinnen und dann ging‘s rein in den Fluss. Bislang alles easy-pisi. Ich stand am anderen Ufer und nahm das Spektakel mit der Kamera auf, doch ich wusste ja, dass die größte Schwierigkeit noch bevorsteht. Und ich hatte tatsächlich richtig geschätzt! Zwischen unserem Truck und den Felswänden hätte keine Hand mehr zwischengepasst. Die Räder schrappten schon an den Seitenwänden und das linke Paar drohte den Bodenkontakt zu verlieren, da der Weg so uneben war. Ich hielt die Luft an und versuchte die Kamera ruhig zu halten. Auf einmal war es mucksmäuschenstill. Auch die Kids schienen voller Spannung. Das einzige Geräusch kam von unserem brummenden LKW. Mit Mühe kämpften Alex und er sich den Hügel hinauf. Noch 3 Meter, 2, 1, geschafft! Und sofort ging wieder das Gejubel los. Alle Kinder sprangen hinter her und ich war mittendrin. „Cadeau, cadeau!“, riefen sie und ich fand, diese Rasselbande hatte sich wirklich etwas verdient. So sprang ich in den Truck und holte zwei große Haribo-Tüten, die in Nullkommanichts geleert waren. Die Kinder waren glücklich, wir auch und so ging es erleichtert weiter.

An der kleinen Grenze in Oubadji stempelte der einzige Grenzbeamte unseren Pass und unser Carnet. Letzteres stempelte er zunächst falsch, verbesserte dann aber schnell sein Missgeschick. „Toujours droit devant“ wies uns der Grenzer an, wir folgten seinem Hinweis und fuhren immer geradeaus. Doch schnell wurde uns klar, dass es ab jetzt nicht mehr so flüssig weitergehen wird. Die Landschaft und vor allem die Piste ähnelten sehr denen aus dem Nationalpark und weckten böse Erinnerungen. Somit wechselte ich meinen Sitzplatz, schnappte mir Säge und Handschuhe und kletterte aufs Dach. Die Kommunikation der folgenden zwei Stunden bestand aus den bereits bekannten Anweisungen „langsam“, „stopp“, „weiter“ plus dem Hinweis von Alex „festhalten“. Und so schlichen wir uns Meter für Meter, Ast für Ast durch den dichten Wald hindurch. Zwar kamen wir noch langsamer voran als im Niokolo Koba, da der Weg noch unebener und noch zugewachsener war, aber dafür hatten wir im Hinterkopf, dass wir unserem Ziel immer näher kommen: die Grenze zu Guinea.

„Da rechts eine Hütte!“ „Und links noch zwei.“ „Da hinten ist ein ganzes Dorf und der Weg wird breiter!“. Land in Sicht oder besser gesagt, Land in freier Sicht. Wir hatten es geschafft. Ob da wohl jemals schon ein anderes Expeditionsmobil sich durchgeschlagen hat? Vielleicht ja, vielleicht auch nicht – jedenfalls waren wir doch ein bisschen stolz, dass wir es durchgezogen haben. Die Uhr zeigte schon 19:30 Uhr, die Grenze ist bestimmt schon geschlossen und so parkten wir ab am Wegesrand unter großen, schönen Mangobäumen.

Am nächsten Tag kam bereits nach wenigen Kilometern das Grenzörtchen. Schon am Dorfeingang nahm uns ein Bewohner in Empfang und führte uns zur Polizeidienststelle. Die guckten auch nicht schlecht, als sie unseren Truck sahen und ihnen klar wurde, welche Strecke wir mit ihm gefahren sind. Noch verwunderter guckten sie aber, als wir ihnen unsere Pässe mit den Visa, die wir bereits in Dakar geholt hatten, zeigten. So etwas hatten sie zuvor wohl noch nicht gesehen und wussten auch nicht viel damit anzufangen. Völlig verdattert vergaßen sie so, uns einen Einreisestempel zu geben. Für den Stempel unseres Carnets wollten sie dann jedoch auf einmal Kohle kassieren. Wir stellten uns erst ein bisschen doof, als wenn wir nichts verstehen würden. Daraufhin riefen sie einen Kollegen, der angeblich Englisch konnte, an, der aber natürlich auch kein Wort angelsächsisch sprach. Nach einer halben Stunde Diskussion hatten wir ihnen verklickert, dass sie von uns keine müde Mark erhalten werden und so schickte uns der Ober-Polizei-Gockel mit einer abfälligen Geste aus seinem Office.

Das konnte unsere Freude jedoch nicht trügen. Wir waren einfach froh, endlich in Guinea zu sein!

Internet auf Reisen

Internet auf Reisen

Vorweg: Es ist immer gut ein Plan B und ein Plan C in petto zu haben!
Nun von Anfang an: Vor dem Start unserer großen Reise haben wir uns wahrlich den Kopf zerbrochen, wie wir dauerhaft gutes Internet in jedem einzelnen Land beziehen können, ohne dass dies uns Unsummen kostet oder einen großen Aufwand darstellen würde. Die Lösung sind zwei Internet-Optionen plus zwei weitere, die wir für den Notfall aktivieren könnten.

Option 1: ein mobiler WLAN-Router
Wir benutzen einen TP-LINK M5250 mit dem wir recht zufrieden sind. Das System ist simpel. Man benötigt eine Sim-Karte des jeweiligen Landes, welche man mit Datenvolumen auflädt. Die Sim-Karte ist die gleiche wie für ein Handy und der Router hat sowohl eine Vorrichtung für eine Mikro-Sim-Karte als auch für eine Mini-Sim-Karte.

Um Internet zu beziehen, sollte man die PIN-Sperre der Sim-Karte vorweg mithilfe eines Handys oder ähnlichem deaktivieren. Hierfür einfach die Sim-Karte in ein Handy einlegen und unter Einstellung die PIN-Abfrage ausschalten. Nun legt man die Sim-Karte in den Router ein und notiert sich zunächst das WLAN-Passwort in der Innenseite des Deckels. Zum Anschalten des Routers den An-/Aus-Knopf etwa drei Sekunden drücken, bis auf dem kleinen Display drei Symbole grün leuchten. Nun benötigt man einen Moment Geduld. nach wenigen Sekunden ist nur noch das Akku-Symbol sichtbar. Sobald der Router hochgefahren ist, leuchtet nun auch das WLAN-Symbol und der Router ist für die Endgeräte sichtbar. Nach kurzer Zeit, sobald der Router sich im Netz eingeloggt hat, erscheint nun auch wieder das dritte Symbol und es ist möglich, mit einem Endgerät über den Router eine Internetverbindung aufzubauen. Dafür muss man sich lediglich mit dem Handy, Computer, Tablet oder einem anderen internetfähigen Gerät mit dem WLAN des Routers verbinden und hierfür das zuvor notierte Passwort eingeben. Zum Herunterfahren des Routers muss die An-/Ausschalttaste so lange gedrückt gehalten werden, bis die drei Symbole aufleuchten und wieder erlischen.

Sollte dieses Verfahren nicht auf Anhieb klappen, sind in der Bedienungsanleitung mehrere FAQs mit passenden Lösungsvorschlägen aufgeführt. Über die IP-Adresse http://192.168.0.1. kann man mit einem Endgerät, welches mit dem Router verbunden ist, Zugriff auf ein Web-Menü erhalten und dort verschiedenen Einstellungen vornehmen. Um sich dort einzuloggen, muss man einen Benutzernamen und ein Passwort eingeben, welches in beiden Fällen nach Werkseinstellungen „admin“ ist.

In diesem Menü kann unter Advanced → Sim Lock → PIN Management ebenfalls die PIN-Sperre deaktiviert und unter Advanced → System Tools → Modify Password das WLAN-Passwort bei Bedarf geändert werden.

Sollte eine Internet-Verbindung nicht auf Anhieb funktionieren, liegt dies meistens an einer falschen APN. In diesem Fall können sich die Endgeräte zwar mit dem Router verbinden, eine Internet-Verbindung ist jedoch nicht möglich. Zu erkennen ist dies auch an dem fehlenden mittleren Symbol auf dem Display. Um dieses Problem zu lösen, muss man unter Advanced → Dial up → Profile Management bei APN eine Adresse nach dem Schema XXX.Netzwerkanbieter.Ländercode eingeben. Diese ist meist zu finden auf der scheckkartengroßen Karte, aus der man die Sim-Karte ausgestanzt hat oder auf einem Faltblatt, welches man beim Kauf der Sim-Karte dazu erhalten hat. Dieses Prozedere ist auch dann anzuwenden, wenn man in ein neues Land reist und eine Karte eines neuen Anbieters einlegt.

Der TP-LINK M5250 ist beispielsweise bei amazon für knapp 70€ erhältlich. Insgesamt können bis zu 10 Nutzer gleichzeitig über den Router bedient werden mit einer Internet-Geschwindigkeit von 3G. Der Akku hält bis zu 7 Stunden und ein Ladegerät (Mini-USB) wird mitgeliefert.

Selbstverständlich gibt es noch viele weitere Geräte von anderen Herstellern, über die wir hier jedoch nicht berichten können, da war diese nicht getestet haben. Eine weitere Alternative wäre der gewissermaßen große Bruder, der TP-LINK M7350. Dieser verfügt über eine 4G-Verbindung, ein größeres Display und einigen weiteren Features.

Für uns stand im Vordergrund, dass das Gerät funktioniert, einfach zu bedienen ist und zu einem angemessenen Preis zu erwerben ist. Diese Kriterien hat der TP LINK M5250 erfüllt und somit sind wir sehr zufrieden mit ihm.

Der Vorteil eines Routers mit einer lokalen Sim-Karte liegt insbesondere darin, dass die Verbindung überall im Land recht gut ist und das Datenvolumen verhältnismäßig günstig zu erhalten ist. Der Nachteil hingegen liegt darin, dass in jedem Land eine neue Sim-Karte erworben werden muss und man zunächst bei einem Grenzübertritt auf dem Landweg keine Internetverbindung mehr zustande bekommen kann. Nach unseren jetzigen Erfahrungen jedoch ist zu sagen, dass meist direkt an der Grenze bereits Sim-Karten von fliegenden Händlern angeboten werden.

Internet-Option 2: eine worldwide Flat
Nun ganz ehrlich, eine richtige worldwide Flat gibt es nicht, aber es gibt Google Project Fi. Das Prinzip ist wie folgt: Man bestellt sich eine Sim-Karte von Google Project Fi und kann mit dieser über sein Handy in 170 Ländern Internet beziehen (eine Länderübersicht könnt ihr hier einsehen). Die Grundgebühr liegt bei 20 Dollar, pro Gigabyte Datenvolumen zahlt man 10 Dollar hinzu. SMS können über den Google Messenger, sofern man online ist, kostenlos und ohne Datenverbrauch versendet werden. Eingehende und abgehende Telefonate kosten pro Minute 20 Cent. Zudem zahlt man nur das, was man auch verbraucht. Nicht genutztes Datenvolumen wird einem für den nächsten Monat gutgeschrieben. Das Datenvolumen kann man via Hotspot mit mehreren Geräten Nutzen, zudem können insgesamt neun weitere data-only Sim-Karten dazu bestellt werden, die dann beispielsweise in einem Tablet nutzbar sind. Diese nutzen das gleiche Datenvolumen wie die Hauptkarte, mit ihnen kann jedoch nicht telefoniert werden. Die Grundgebühr bei diesen Daten-Sim entfällt und die Kosten betragen ebenfalls 10 Dollar pro Gigabyte. Da sich Google Project Fi automatisch in das regional schnellste Netz einloggt, ist die Netzabdeckung in den meisten Ländern recht gut (LTE überall). Der Vertrag ist monatlich kündbar und man hat die Option für maximal drei Monate zu pausieren.

Ein weiteres derartiges Angebot ist uns nicht bekannt. Lediglich der Anbieter vodafone hat noch eine sogenannte worldwide Flat im Programm. Diese ist jedoch in weitaus weniger Ländern nutzbar und vor allem ist der afrikanische Kontinent nur sehr mangelhaft abgedeckt. Doch auch bei Google Project Fi gibt es den ein oder anderen Haken. Zum einen ist die Sim-Karte „eigentlich“ nur in Amerika erhältlich und zum anderen muss die Karte über ein Handy von Google aktiviert werden. Wie haben wir diese Probleme gelöst?

Um eine Google Project Fi Sim-Karte zu bestellen, benötigt man einen amerikanischen Google Account. Versucht man sich diesen in Europa einzurichten, so wird man automatisch auf die Google-Seite des jeweiligen Landes weitergeleitet, daher benötigt man den Dienst eines VPN-Anbieters. Mit Hilfe dessen kannst du eine amerikanische IP-Adresse beziehungsweise einen amerikanischen Standort vortäuschen und so auf die amerikanische Google-Seite gelangen. Dort muss man sich nun einen amerikanischen Google Account anlegen, was im Grunde identisch funktioniert wie das Kreieren eines deutschen Google Accounts. Wir haben den VPN-Anbieter Phantom VPN genutzt, es gibt jedoch auch viele weitere kostenlose Anbieter wie Hola VPN oder SurfEasyVPN.

Als zweiten Schritt sollte man sich nun einen kostenlosen Account bei dem Paketweiterleitungsdienst Borderlinx erstellen. Dieser teilt einem eine amerikanische Empfängeradresse mit, die man bei der Bestellung der Google Project Fi Sim-Karte angibt. Sobald die Karte bei Borderlinx eingetroffen ist, wird sie Übersee an die eigene Adresse weitergesendet. Die Versandkosten liegen hierbei zwischen 20 und 30 Dollar.

Nun kann man mit aktiviertem VPN auf der Website von Google Project Fi sich eine Sim-Karte an die amerikanische Borderlinx-Adresse zusenden lassen. Wenn ihr über diesen Freundschaftslink bestellt, erhaltet sowohl ihr als auch wir 20 Dollar gutgeschrieben. Ihr meldet euch mit dem amerikanischen Google Account an gebt als eure Heimatadresse beispielsweise eine Adresse eines Co-Working Space in Amerika an. Diese könnt ihr zuvor im Internet herausfinden. Als Lieferadresse gebt ihr logischerweise die von Borderlinx erhaltene Adresse an. Nun muss man noch die Angaben einer Kreditkarte für die Abrechnung liefern. Direkt nach der Bestellung erhält man noch die Möglichkeit, kostenlos zwei data-only Sim-Karten zu bestellen. Diese könnt ihr ebenfalls an die Borderlinx-Adresse senden lassen.

Nach wenigen Tagen erhaltet ihr von Borderlinx die Bestätigungen, dass eure Karten eingetroffen sind. Nun könnt ihr diese neu zusammen in ein Paket verpacken und euch an eure deutsche Adresse zusenden lassen. Der komplette Versand, von der Bestellung bis zum Eintreffen daheim, hat in unserem Fall knapp zwei Wochen in Anspruch genommen.

Die erste Hürde wäre geschafft, nun muss die Sim-Karte nur noch aktiviert werden. Hierfür benötigt man, wie bereits beschrieben, ein Google Handy. In Frage kommen folgende Modelle: Pixel 2, Pixel 2XL, Pixel, Pixel XL, Android One Moto X4, Nexus 5X, Nexus 6, Nexus 6P. Google gewährleistet die volle Funktionstüchtigkeit selbstverständlich nur mit einem Google Handy. Für die Aktivierung ist auch tatsächlich ein solches unabdingbar. Ist die Karte jedoch erst einmal aktiviert, so soll diese auch in jeglichen anderen Smartphones nutzbar sein. Wir selbst haben uns, da wir eh ein neues Handy benötigten, ein Nexus 5X gekauft und sind mit diesem sehr zufrieden.

Die Aktivierung selbst ist recht simpel. Man legt die Sim-Karte ein und nun wird man automatisch durch das Aktivierungsprogramm geleitet. Das Handy muss während dessen mit einem WLAN verbunden sein. Gleich zu Beginn wird nach dem Google Account gefragt. Hier gebt ihr eure neu erstellte amerikanische Googlemail-Adresse an. Nun müsst ihr noch weitere Daten eingeben, mehrmals die AGBs bestätigen und nach ein paar Sekunden ist es dann geschafft. Ab jetzt könnt ihr in 170 Ländern zu annehmbaren Preisen surfen und telefonieren.

Hier noch einmal die einzelnen Schritte kurz zusammen gefasst:
1. VPN Programm herunterladen
2. Google Account mit aktiviertem VPN (Einstellung USA) erstellen
3. bei Borderlinx anmelden und Adresse einrichten
4. Google Project Fi Sim-Karte mit aktiviertem VPN bestellen Freundschaftslink
5. ggf. weitere only-data Sim-Karten bestellen
6. ggf. alle Sim-Karten bei Borderlinx in ein Paket verpacken lassen
7. Sim-Karte(n) von Borderlinx zusenden lassen
8. Sim-Karte mit einem Google Handy und dem amerikanischen Google Account aktivieren
9. reisen!!

Ein großer Vorteil von Google Project Fi besteht zum einen darin, dass man direkt nach Grenzübertritt Internet beziehen kann, ohne sich vorher eine Sim-Karte kaufen zu müssen. Zum anderen kann man im Vergleich zu anderen Telefonanbietern noch recht kostengünstig telefonieren. Würde man in jedem Land eine neue Sim-Karte für sein Handy kaufen, wären die Telefongebühren möglicherweise geringer, jedoch würde man in jedem Land eine neue Telefonnummer erhalten. Dies ist in unserem Fall keine Option.

Internet-Option 3: Handy-Hotspot mit lokaler Sim-Karte
Dies ist unsere Notlösung Nummer 1, sollte unser Router aus irgendeinem Grund nicht funktionieren. Mit im Gepäck haben wir ein altes, voll funktionstüchtiges Smartphone ohne Sim-Karte beziehungsweise ohne Vertrag. In dieses könnten wir alternativ auch eine lokale Sim-Karte hineinstecken und über Tethering andere Geräte mit dem Internet verbinden. Im Vergleich zum Router ist die Akku-Laufzeit selbstverständlich deutlich geringer und vermutlich wird die Geschwindigkeit bei einer hohen Zahl von Nutzern enorm gedrosselt.

Internet-Option 4: T-Mobile Vertragshandy
Unsere worst-case-Lösung stellt unser Handy mit einem T-Mobile Vertrag dar. Diese recht teure Option würden wir nur dann anwenden, wenn wirklich nichts mehr geht. T-Mobile bietet an, sogenannte surf´n´travel Pässe zu buchen, die es einem ermöglichen, für ein begrenztes Datenvolumen in der entsprechenden Ländergruppe das Internet zu nutzen.

Wie bereits eingangs erwähnt, ist es immer gut, auf mehrere Optionen zurückgreifen zu können. Beispielsweise mussten wir uns am Anfang erst einmal mit dem Router vertraut machen. Da waren wir froh, dass wir schon mit dem Handy ins Internet konnten. Zudem wollen wir nicht immer den Router mitnehmen, und so können wir auch unterwegs mit dem Handy online gehen. Sind wir jedoch daheim im Truck, nutzen wir nahezu ausschließlich das WLAN des Routers, da dieses doch deutlich günstiger ist als das Datenvolumen von Google Project Fi. Des Weiteren werden wir auch Länder auf unserer Reise durchqueren, in denen Google Project Fi keinen Dienst anbietet. Dann werden wir in abgelegenen Gebieten, in denen es keine Sim-Karten zu kaufen gibt, vielleicht sogar einmal auf unsere Option 4 zurückgreifen müssen. Oder eben dann ein paar Tage offline bleiben 😉

Falls ihr noch irgendwelche Fragen habt, dann kommentiert diesen Artikel oder schreibt uns eine Mail an info@traveletics.de. Und wenn ihr sonst noch gerne wissen wollt, was wir so treiben, dann schaut doch mal auf Facebook, Instagram und unseren Youtube-Kanal vorbei.

Mauretanien in 48 Stunden

Mauretanien in 48 Stunden

Es ist Donnerstag der 25.01.18, die Uhr auf unserem Tacho zeigt 8:34 Uhr und in meinem Kopf tönt wie eine Kampfansage „Auf nach Mauretanien!“. Knapp die Hälfte unserer ersten großen Hürde haben wir schon geschafft. Gestern haben wir bereits 650 Kilometer durch die Westsahara hinter uns gebracht.

Als wir noch tief in der Reiseplanung steckten, am Küchentisch in unserer Wahlheimat Spanien, grauste es uns schon vor der Durchquerung der Westsahara und dem ja so fürchterlichen Mauretanien. Hunderte Kilometer lang kein Ort, keine Werkstatt, keine Tankstelle – was wäre nur, wenn wir eine Panne hätten? Tosende Sandstürme, weit und breit nur Einöde, keine Versorgungsmöglichkeiten und alle hundert Meter korrupte Polizisten, die nur darauf warten, dir das Geld aus der Tasche zu ziehen. Von der Grenze ganz zu schweigen. Dies und noch viele weitere Horrorszenarien bekamen wir zu hören, wenn wir erzählten, dass wir uns aufmachen, mit unserem dreißig Jahre alten Mercedes LKW nach Kapstadt zu fahren. Dementsprechend grummelte es in unseren Bäuchen an diesem besagten Morgen.

Der Plan stand fest: Möglichst früh aufstehen, viele Kilometer reißen und vor Sonnenuntergang einen sicheren und windgeschützten Stellplatz für die Nacht finden. Zwei Übernachtungen in der Westsahara und weitere zwei Übernachtungen in Mauretanien hatten wir für diese Etappe angesetzt. Schon einige Tage zuvor fuhr ein kleiner roter Banner von rechts nach links in meinem Unterbewusstsein hin und her und trug die Aufschrift: „FAHREN, FAHREN, FAHREN“. Ich sagte mir, dass ich drei Kreuze machen werde, wenn diese Etappe geschafft ist. Am meisten Respekt hatte ich vor den Straßen. Zwar bin ich stolze Besitzerin eines LKW-Führerscheins, aber mal eben zehn Tonnen über tausende von Schlaglöchern zu manövrieren ist eben doch nicht so ganz ohne.

Wir waren bereits eine Nacht im Plus, denn, sieh‘ an, die Straßen in der Westsahara waren zwar meist schmal, aber durchaus gut befahrbar, sodass wir unsere angesetzte Reisegeschwindigkeit von 75 Stundenkilometern problemlos einhalten konnten. Mein Herz rutschte lediglich kurzzeitig in die Hose, wenn ein Reisebus oder ein viel zu überladener Heu-Transporter, der in einem Tempo unterwegs war, als wenn er gleich abheben wollte, direkt vor einer Kurve zum Überholmanöver ansetzte. Aber, toi toi toi, bis jetzt ist alles gut gegangen und irgendwie groovt man sich allmählich ein in die wilde marokkanische Fahrweise ein. Neben der Bremse und dem Gaspedal hat nun auch die Hupe obersten Stellenwert. Je weiter wir gen Süden kommen jedoch, desto weniger LKWs kommen uns entgegen, nur alle zig Kilometer mal ein Auto und auch die Reisebusse lassen sich nicht mehr blicken. Von unseren 100 vorbereiteten Fiches haben wir, wenn es hoch kommt, gerade mal 10 verteilt, sodass wir gut und gerne noch weitere 90 Polizeiposten mit unseren Daten versorgen können.

Unsere zwei Kühlschränke sind gut gefüllt mit allerlei Obst und Gemüse, unser Keller, so nennen wir den Stauraum unter unserer Sitzbank, platzt fast aus allen Nähten und unser Wassertank zeigt auch noch gute 90% an. Heute wollen wir nur noch einmal volltanken, bevor wir die Grenze passieren. Zwischen 80 und 85 Cent kostet hier der Diesel – die Zeiten, zu denen man für 30 Cent tanken konnte, sind wohl schon länger vorbei, aber billiger als in Mauretanien, so wurde es uns gesagt, ist es allemal.

Es sind noch 150 Kilometer bis zur Grenze. Übernachtet haben wir in Barbas direkt neben der Schule. Dort standen wir windgeschützt und in dem Tante-Emma-Laden nebenan, konnten wir noch ein paar Gürkchen und Tomaten und ein bisschen Nervennahrung für die Fahrt einkaufen. So waren wir nun startbereit für Tag zwei unseres Fahr-Marathons. Eine Stunde Sport im Schein der Straßenlaternen, es war noch ziemlich dunkel heute Morgen um 6:00 Uhr, hatte ich schon hinter mir und so setzte ich mich energiegeladen als Erste hinter das Steuer. Schnell erreichten wir wieder unsere gemütliche Reisegeschwindigkeit und so vergingen die Kilometer wie im Flug.

Der Tacho zeigte an, dass wir bereits 135 Kilometer heute Morgen zurück gelegt haben und so spürte ich wieder das unangenehme Bauchgrummeln, denn ich wollte in keinem Falle unser rollendes Zuhause über die Grenze schaukeln. Nee, nee, bei den schwierigen Passagen muss Alex ran, dafür habe ich die besseren Navigationsfähigkeiten – so gleicht sich das aus. Und, ein Glück, da kam auch schon eine Tankstelle, bei der wir unseren Truck mit Frühstück versorgen konnten und einen Fahrerwechsel anstellten. Keine 500 Meter weiter sahen wir auch schon die LKWs in Reih und Glied stehen und so stellten wir uns hinten an. Neugierig stiegen wir aus und liefen nach vorne zum Grenztor. „Warum rollt denn hier nichts, schlafen die Grenzbeamten etwa noch? Oh nein, da steht einer in Uniform!“ Nicht lang gefackelt, stürzten wir auf ihn zu, begrüßten ihn mit Handschlag, so wie sich das in Afrika gehört, kurzer Smalltalk und dann die Info, dass wir mit unserem Wohnmobil hier sind. Selbstverständlich verschwiegen wir, dass es sich dabei um einen Laster handelt, der 10 Tonnen wiegt und eigentlich das gleiche Format hat, wie all die anderen 30 LKWs, die hier bereits in der Schlange stehen. Das hat gesessen. Er bittet uns die dritte, freie (!) Spur zu nehmen und direkt vorzufahren. Schnell noch einen Ausreise-Wisch mit Name, Adresse, Geburtsdatum, etc. ausgefüllt, den wir vom Beamten in die Hand gedrückt bekommen haben, bringen wir unsere Stollenreifen ins Rollen und fahren vor. Er winkt uns durch, wir nehmen die rechte Spur und vorne am Eck winkt uns schon der nächste in Uniform zu. Wir sprechen kein Wort Französisch, keiner kann hier wirklich Englisch und doch funktioniert die Kommunikation nahezu ausgezeichnet. Anscheinend haben wir ein Schild auf der Stirn kleben „Bitte, hilf uns!“, denn irgendwie werden wir wie am Laufband von all den Angestellten von einer Station zur anderen geleitet. Durch den Auto-Scanner durch, hier ein Stempel kassiert, da noch irgendein Papier ausgefüllt, noch einen weiteren Stempel und innerhalb von einer Stunde und vielleicht einem grauen Haar mehr auf dem Kopf sind wir durch. Ok, das wäre schon mal geschafft, aber nun kommt ja das schlimmste erst noch: Die Durchquerung des sogenannten Niemandslandes. Uuuuuuhhhh!

In jedem Reiseführer steht, verlassen sie in keinem Fall die Piste, denn rechts und links sei alles vermint, schließen sie sich am besten einem einheimischen Fahrzeug an, da die Spuren schwer zu erkennen. Nun ja, rechts und links stehen tatsächlich einige Autofracks, wir bezweifeln jedoch, dass diese tatsächlich in die Luft gesprengt wurden. Sie sehen eher verlassen, ausgeschlachtet und von der Sonne gebrutzelt aus, dennoch haben wir selbstverständlich nicht vor, die Piste zu verlassen. Dies ist aber auch nicht schwierig, denn die Spuren, es verlaufen etwa fünf Pisten nebeneinander, sind gut zu erkennen, zudem herrscht reger Verkehr und sogar Fußgänger laufen umher. Also alles halb so wild.

Irgendwo im Nirgendwo halten wir an, um uns zu stärken. Alex begeht den großen Fehler und öffnet das Dachfenster in unserem Wohnkoffer. Eine Windböe und alles ist voll mit Sand. Ich hasse Sand und vor allem, wenn er sich an meinem Körper, auf meinem Essen oder in meinem Bett befindet. Krise! Dann schleppt er auch noch irgendwelche Kamelknochen an. Nee! Die Stimmung ist im Keller. Ich bin außer mir, bekomme einen Heulkrampf und die Stimmung will sich auch bis zum Abend nicht mehr so richtig erholen. Stillschweigend bringen wir so nun die nächsten 300 Kilometer hinter uns.


Mit dem letzten Licht der Sonne gelangen wir über eine Piste zu einem kleinen Fischerdorf mit dem Namen „El Mhaijrat“ ans Meer. Auf der Suche nach einem guten Stellplatz rattern wir unbeabsichtigt mit unserem Mercedes einmal quer durch das Dorf. Mist, das Örtchen ist doch länger als gedacht und die Piste, welche unser Navi anzeigt, existiert auch nicht. Ok, wir drehen wieder um, nochmal vorbei an allen Dorfbewohnern, die uns verständlicherweise mit offenen Mündern anstarren, fahren wir mit angehaltenem Atem, es stinkt bestialisch nach Fisch, zurück an den Ortseingang und finden auch schnell ein nettes Plätzchen etwas abseits und vor allem außerhalb der Reichweite des Fischgestanks. Wir steigen aus und sinken sofort im tiefen Sand ein. Ob wir da wohl morgen wieder rauskommen? Tiefe Spuren haben wir durch den Sand gezogen. Egal, darüber machen wir uns morgen Gedanken. Jetzt wollen wir nur noch einen schönen Salat und unser Bett. Vorher gibt es noch einen kleinen Erkundungsspaziergang am Strand und die miese Stimmung von heute Mittag weht mit der Meeresbrise davon. Bei einem kleinen Workout noch vor dem Abendessen haben wir dann auch noch die letzte schlechte Stimmung ausgeschwitzt und so setzen wir uns versöhnt an den Essenstisch und fallen danach müde aber zufrieden ins Bett.

Bilanz des ersten Tages: Mauretanien ist windig und heiß, die wenigen Menschen sind zurückhaltend, die Straßen sind akzeptabel, Polizeikontrollen gibt es weniger als in der Westsahara und auch sonst ist alles vollkommen harmlos.

Zweiter Tag im Wüstenland: Der Wecker klingelt wieder um sechs Uhr, draußen ist es noch ziemlich dunkel, ich schlüpfe in meine Sportklamotten und hüpfe am Strand umher. Während dessen beobachte ich, wie die Fischer mit ihren bunt bemalten Booten ablegen, hunderte von Möwen fliegen über meinen Kopf hinweg und eine große Gruppe von Pelikanen landet direkt vor mir im Wasser. Mauretanien fängt an, mir sympathisch zu werden.

Heute lassen wir es etwas ruhiger angehen. Wir liegen gut in der Zeit und somit gönnen wir uns noch einen kleinen Strandspaziergang vor der Abfahrt. Um kurz nach neun schmeißen wir den Motor an und lassen unsere Kameradrohne nebenher fliegen, um eine kleine Offroad-Strecke zu filmen. Wieder bei der Wellblech-Piste von gestern Abend angelangt, lassen wir die Drohne landen und schalten nun einen Gang höher, um jetzt schnell zur Straße zu gelangen.

Meine Güte rumpelt das! Hoffentlich bleibt unser Zuhause heil. Die Piste zweigt sich und wir entscheiden uns, für die rechte Spur, da diese uns kürzer erscheint. Ätsch bätsch!! Da ist es auch schon passiert. Der Wind hat kleine Sandhügel auf den Weg geweht. Über die ersten kommen wir noch gut drüber, doch dann kommt ein ganz schön großer und… wir stecken fest. Ich zücke die Kamera und Alex die Schippe – sowas nennt man Arbeitsteilung 😉 Alles halb so wild: kurz gebuddelt, einmal zurückgesetzt, Allrad eingeschaltet und mit Schwung drüber – voila! Man gut, dass wir schon ein kleines Offroad-Training im Erg Chebbi genossen haben. So wissen wir, was zu tun ist und es kann schnell wieder weitergehen.

Heutiges Ziel ist der Nationalpark Diawling ganz im Süden, das sind knapp 400 Kilometer – sollte gut zu schaffen sein. Heute übernimmt Alex die erste Fahrzeit. Darüber bin ich ganz glücklich, denn wir müssen Mauretaniens Hauptstadt Nouakchott durchqueren. Ein Drumherum gibt es nicht, also müssen wir mitten durch. Ganz überraschend empfängt uns etwa 30 Kilometer vor dem Stadteingang eine niegelnagelneue Autobahn. Auf sechs Spuren düsen wir in die City und werden mal wieder von hunderten von Straßenlaternen begrüßt. Entweder ist das eine Verschwörung oder es herrscht ein heimlicher Wettstreit zwischen den Bürgermeistern getreu dem Motto, wer die meisten Laternen setzt, regiert die schönste Stadt, oder so… Das war schon in Marokko so.

Der moderne Schein verfliegt schnell und ehe wir uns versehen sind wir schon mitten drin im Hauptstadt-Chaos. Fährt man durch Mauretanien, könnte man meinen, das Land sei ausgestorben, doch kommt man nach Nouakchott, so erhält man den Eindruck, man wäre in einem riesen Wespennest gelandet, das einzige einer ganzen Nation. Mit dem Unterschied, dass die Bewohner dieser Art von Urbanisation zu Fuß, mit dem Roller, dem Eselkarren, dem Bus, einem Rundhauber, einem Landy oder einer eigentlich nicht mehr fahrtüchtigen Schrottkarre unterwegs sind. Dazwischen tummeln sich Ziegen, Hunde, Schafe, Esel, Katzen, Kühe und Kamele. Der Geruch wechselt an jeder Straßenecke und variiert zwischen gerade noch erträglich bis zur Erstickungsgefahr, die Straßen scheinen immer enger zu werden, doch drücken sich rechts und links noch mehr Gefährte aller Art hinein, bei jedem Stromkabel halten wir die Luft an, weil wir mit unseren 3,80 Meter bedrohlich nah kommen und das ständige Gehupe trägt auch nicht gerade zur Senkung der Anspannung bei. Da hilft nur tief durchatmen, ja nicht den Abstand zum Vordermann größer werden lassen und mit einsteigen in das Hupkonzert. Zum Glück sind noch ein paar Nüsse vom Frühstück übrig geblieben, denn es geht auf die zwei Uhr zu, Mittagessenszeit, und Alex wird unerträglich, wenn ihm die Unterzuckerung droht.


Aktuelle Reisegeschwindigkeit: 3 km/h. Zu Fuß ginge es schneller. Nach etwa eineinhalb Stunden haben wir uns soweit vorgepirscht, dass allmählich der Verkehr wieder rollt und rechts und links die Häuser kleiner werden. Doch das sollte für heute noch nicht genug sein. Direkt hinter der Stadt beginnen 200 Kilometer Straße, die diesen Namen nicht verdient haben. Es wechseln sich Wellblech-Pisten, Teerstücke mit unzähligen brutalen Schlaglöchern und einigermaßen befahrbare Schotterpisten ab. Höchste Konzentration ist gefragt und die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt nun bei maximal 30 Kilometern pro Stunde. Im Schneckentempo nähern wir uns unserem heutigen Tagesziel. Wir träumen schon von dem morgigen Bier in der legendären Zebrabar bei Saint Louis. Ach, wenn wir doch schon im Senegal wären…

Aaahh, Achtung! Polizeikontrolle! Das hatten wir schon ganz vergessen, denn die letzte Kontrolle war schon Ewigkeiten her. Von wegen alle hundert Meter ein Beamter. Schnell abgebremst, Fiche rausgeholt und auf die Frage „un cadeu?“ kurz und knapp geantwortet „no francais“ und so werden wir mal wieder durch gewunken. Manchmal ist es echt ganz gut, wenn man die Sprache nicht kann.
Langsam sinkt die Sonne am Himmel herab und taucht die Dünen am Straßenrand in ein warmes Orange. Der Wind lässt nach und die Stimmung in unserer Fahrerkabine wird ganz ruhig. Wir sind beide ziemlich geschafft vom vielen Fahren aber freuen uns auch schon sehr, dem Senegal immer näher zu kommen. Kilometer um Kilometer wird es nun auch wieder grüner, die kleinen Büsche werden zu Sträuchern und hier und da stehen nun auch mal ein paar Bäume im Sand.

„In 100 Metern bitte rechts abbiegen“, weist unser Navi uns an. Aber da ist nichts. Stattdessen kommt ein paar Meter weiter nochmal eine Polizeikontrolle. Gleiches Spiel wie immer doch fragt dieser in Jeans und T-Shirt gekleideter Halboffizieller, wohin wir fahren. „Nach Diama“, antworten wir, worauf er sofort die Antwort gibt, dass es keinen Weg dorthin gebe. Unser Formular vom Zoll sollen wir ihm geben und schon ist er verschwunden. Wir warten. Fünf Minuten später kommt er zurück und fordert uns auf, zum nächsten Kontrollposten zu fahren, da würden wir auch unser Papier wiederbekommen. Denkste! Natürlich fahren wir nicht ohne unseren Wisch weiter. Kurze Diskussion und wir haben das Ding wieder. Dieses Spiel kennen wir bereits. Schon kurz hinter der Mauretanischen Grenze versorgte uns ein Polizeibeamter mit einer Telefonnummer. Diese sei von seinem Cousin oder Onkel oder Neffen oder ich weiß nicht was und den sollen wir kontaktieren, wenn wir an der Grenze zum Senegal sind. Und natürlich sollen wir über Rosso fahren und in keinem Fall über Diama. Das erzählen dir alle. Doch von anderen Reisenden wissen wir, dass Rosso auf der Liste der nervigsten Grenzübergänge Westafrikas ganz oben mitmischt und dass der Eintritt in den Senegal am Damm von Diama deutlich entspannter abläuft.
So nehmen wir nun wieder Fahrt auf und tatsächlich kommt nach einem Kilometer ein Abzweig nach rechts Richtung Keur Massene und mit der Ausschilderung zum Nationalpark. Und, oh Wunder, die Straße ist richtig gut, geteert und KEINE Schlaglöcher. Ein Genuss nach den letzten 200 Kilometern. So rollen wir gemütlich dem Sonnenuntergang entgegen und nach 30 Kilometern, direkt hinter dem Dorf Keur Massene geht es rechts ab in den Nationalpark. An der Schranke steht ein freundlicher Mann, der uns direkt hineinlässt und eine gute Fahrt wünscht.

Wir wollen nur noch ein gemütliches Plätzchen für die Nacht und so entscheiden wir, auf der recht gut befahrbaren Piste bis zur nächsten Kurve zu fahren und dann ein kleines Stück abseits vom Weg „unsere Zelte aufzuschlagen“. Aber was war das? Da ist doch tatsächlich eine kleine Rotte von Warzenschweinen quer über den Weg gedüst. So waren wir in Nullkommanichts wieder hellwach. Wildlife-feeling!! Die Kurve ist erreicht, wir fahren rechts vom Weg herunter und als wir gerade aussteigen wollen, um den Untergrund zu testen, huscht ein Schakal direkt vor uns vorbei. Yeah baby! Wir finden ein gut geschütztes Plätzchen und beschließen noch eine kleine Sporteinheit vor dem Abendessen einzulegen. Man glaubt es kaum, aber da lässt sich auch schon Tier Nummer drei blicken. Ich konnte es nicht mehr schnell genug identifizieren, Alex tippt auf Lux. Wie dem auch sei, ich beschließe heute Nacht die Stirnlampe mitzunehmen, wenn ich den nächsten Busch aufsuche, denn unser Reiseführer schreibt, dass der Diawling Nationalpark unter anderem auch Krokodile zu seinen Bewohnern zählt.

Draußen hört man nur noch das Quaken von ein paar Kröten und ab und zu dröhnt ein alter, schwer beladener Rundhauber durch die nächtliche Stille. Wir sind so k.o., dass wir sofort einschlummern.

Am nächsten Morgen klingelt mein Wecker um 6:30 Uhr. Leise öffne ich die Tür in der Hoffnung, vielleicht noch das ein oder andere Tier beim Frühstück zu entdecken. Vergebens. Stattdessen lege ich mir meine Sportmatte bereit und gebe für eine Stunde Vollpower. Ein örtlicher Bauer stapft während dessen an mir vorbei und zwei kleine Kinder passieren auf dem Weg zur Schule. Alle drei sehen mir erstaunt zu, wie ich schwitzend meine Arme und Beine rhythmisch in die Luft werfe – die denken wahrscheinlich auch „diese verrückten Weißen“. Was soll’s, die merkwürdigen Blicke sind wir gewohnt und ein Lächeln bewirkt meist ein freudiges Winken.

Ausgepowert und frisch geduscht geht es dann los Richtung senegalesische Grenze. Es liegen noch 40 Kilometer durch den Nationalpark vor uns. Wir rechnen mit knapp zwei Stunden und tatsächlich liegt unsere Durchschnittsgeschwindigkeit bei 20 km/h. Die Piste ist mal schlechter und mal besser, im Großen und Ganzen aber gut befahrbar. Zudem sind wir so damit beschäftigt, aus allen Seiten gleichzeitig aus dem Fenster zu gucken: Rechts steht ein riesen Schwarm strahlend pinker Flamingos in der Lagune, vorne sprintet mal wieder eine Stachelschwein-Familie über die Straße und links sitzen zwei Alligatoren am Wegesrand. Echt der Hammer!


So merken wir gar nicht, dass wir schon am mauretanischen Grenzposten angekommen sind. Kann es sein, dass wir die einzigen sind, die gerade die Grenze passieren wollen? Ja kann es. Kein Vergleich zu dem wilden Treiben an der Grenze bei Rosso, welches wir aus Erzählungen kennen.
Ein junger Typ mit Käppi kommt auf uns zugeschlendert. Wir identifizieren ihn als unseren heutigen Schleuser. Richtig getippt. Er bittet uns ins erste Office mitzukommen. Als wenn die Jungs an der Grenze schon auf uns gewartet hätten, stehen zwei Stühle bereit. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Hiwi teilt unser Schleuser uns mit, dass der Chef noch nicht da ist. Soso, hier im Süden ticken die Uhren eben ein bischen anders und so lehnen wir uns zurück, plaudern ein bischen mit den Jungs und warten… bis ein großer Mann in einem hellblauen Seidengewand und fablich passender Kopfbedeckung das Gebäude betritt. Er bittet uns, direkt in sein Büro einzutreten. Unter seinem Schreibtisch zieht er ein Buch hervor, welches die Maße eines Schrankkoffers einnimmt. Per Hand werden all unsere Daten eingetragen und nachdem wir die geforderten 10 Euro auf den Tisch legen, geht es ins Nebenzimmer, wo der Ausreisestempel in unseren Pass gedruckt wird. Und das war es auch schon. Der Schleuser von vorhin hat wohl heute auch nicht so richtig Bock und lässt sich nicht mehr blicken. Naja, das hätten wir ja nun auch allein geschafft.
Weiter geht es über eine Brücke zum anderen Ufer. Bevor wir doch senegalesischen Boden befahren dürfen, hält uns ein Mann in beiger uniform an und will mal wieder Kohle. Zunächst kapieren wir überhaupt nicht, warum er Geld von uns möchte doch nach ein paar Minuten wildem Gestikulieren, verstehen wir, dass dies doch tatsächlich die Brückengebühr ist. Umgerechnet 8 Euro sollen wir ihm geben, damit er die Brücke öffnet. Wir besitzen jedoch noch keine Landeswährung, sodass wir ihm ein paar Dirham aus Marokko, zwei Franken, die noch in unserem Portemonnaie herum lungerten, einen Dollar und einen Euro in die Hand drücken. Damit gibt er sich zufrieden und öffnet die Sperre.
Komisch, es kommt gar keiner angelaufen, der uns behilflich sein möchte. Umso besser. Zielgerichtet peilen wir das erste Gebäude an. Zu. Wir drehen uns um und gehen zum gegenüberliegenden Container. Hier sind wir richtig. Pässe und Impfausweise, bitte. Fingerabdruck, Foto, 10 Euro, fertig. Rüber zum nächsten Bretterverschlag. Dort sollen wir unser Carnet vorzeigen. Der junge Mann blättert das Carnet von vorne nach hinten durch, von hinten nach vorne, dreht es nochmal um, schaut nochmal rein und sagt „ten euros“. „What?????“ Ist das hier das Land der 10 Euronen? Ok, ruhig bleiben. In einem ziemlich schlecht zu verstehenden Englisch gibt er uns zu verstehen, dass er nicht befugt ist, das Carnet abzustempeln. Stattdessen müssen wir binnen zwei Tagen nach Dakar auf das Zollamt und unser Carnet dort abstempeln lassen. Dieses Prozedere haben wir schon von anderen Afrikareisenden geschildert bekommen, also wissen wir, was zu tun ist. Wir versuchen zu handeln aber er beharrt auf die 10 Euro und so bekommt er sie auch. Unsere schöne, selbst ausgestellte, gelbe Versicherungskarte wollte mal wieder niemand sehen.
Als wir nun wieder in unseren Truck steigen wollen, kommt doch tatsächlich noch ein Verkäufer angesprungen. T-Shirt, Handykarte, Zigaretten, Geld – bei ihm bekäme man alles. Wir lehnen dankend ab und sagen, dass wir schon all unser Geld hier an der Grenze abgeben mussten. Er drückt uns noch eine kurze Hymne über sein Land rein, dass die Menschen so offen sind, Frieden herrscht und wir herzlich willkommen sind. Wir danken ihm und sind gespannt, ob sich seine Prophezeiungen bewahrheiten werden.
Es sind noch 20 Kilometer bis nach Saint Louis und weitere 20 Kilometer bis zur Zebra Bar. Unsere Sehnsucht nach einem kühlen Bier ist nach der Alkohol-Abstinenz in Mauretanien so groß, dass wir Saint Louis – vorerst – rechts liegen lassen und uns auf geradem Weg zu DEM Campingplatz der Afrikafahrer aufmachen. Die Hauptstraße Richtung Süden, einmal rechts abgebogen, dann nochmal links auf die Sandpiste und am Ende des Weges sehen wir schon das gelb-schwarze Tor. Endlich!
Wir fahren auf den Hof, stellen den Truck ab und fühlen uns sofort wohl auf diesem von Palmen gesäumten, hübschen Campingplatz. Außer uns steht noch ein Wohnmobil eines südamerikanisch-schweizerischem Pärchen auf dem Gelände und in der Werkstatt schraubt ein Franke an seinem schönen Oldtimer Jeep. Wie sich später herausstellt, ist das Olli, der zwar mit Karlsruher Kennzeichen fährt, gebürtig aber ein Schwabe ist. Welch ein Zufall! Die nächsten Tage werden Alex und er nicht mehr aus dem schwätzen herauskommen.

Jetzt wird es aber Zeit! Magisch werden wir angezogen von der Theke im knalligen Zebralook. Selbstbedienung. Keine zwei Sekunden später lassen wir uns mit einem kühlen Bier in der Hand und einem lauten Seufzer auf die Bank fallen. Zisch!!!!!

Marokkanische Paella

Marokkanische Paella

– orientalische Würze mit spanischem Temperament –

Rezept für 4-6 Personen

Zutaten: 1 kg Couscous, 1 Orange, 1 gelbe Paprika, 1 rote Paprika, 4 große Karotten, 2 große Zwiebeln, 2 Hände voll Datteln oder Rosinen, 1 Hand voll Pinienkerne, ½ Bund Koriander, 3 Esslöffel Olivenöl, Salz, Pfeffer, Curry, Paprikapulver

1. Den Couscous mit kochendem Wasser übergießen und gar ziehen lassen.

2. In einer Pfanne die Pinienkerne ohne Öl auf mittlerer Temperatur leicht anrösten und beiseite legen.

3. In der Pfanne die Zwiebeln mit etwas Olivenöl anbraten.

4. Die Paprika und die Karotten zu kleinen Würfeln schneiden, mit in die Pfanne geben und gar braten.

5. Den Couscous unter das Gemüse geben und alles gut mischen.

6. Die Datteln klein schneiden und hinzugeben. Alternativ kannst du auch Rosinen verarbeiten.

7. Nun schmeckst du die marokkanische Paella mit Salz, Pfeffer, Curry und etwas Paprikapulver ab. Gerne kannst du auch eine orietalische Gewürzmischung aus dem Feinkostladen verwenden und wenn du es gerne scharf magst, dann gebe noch ein paar Chilliflocken hinzu.
Tipp: Wenn ich etwas abschmecke, dann rieche ich immer vorher an den Gewürzen und entscheide je nach “Tagesgeschmack”, was ich hinzugeben möchte. Der eigene Sinn trifft immer die beste Entscheidung.

8. Richte die Paella portionsweise auf schönen großen Tellern an und streue noch etwas frisch gehackten Koriander darüber. Achtel die Orange und lege auf jeden Teller eine Orangenspalte. So kann sich jeder nach belieben etwas Orangensaft herüber träufeln.

Buen aproveche!

Bildquelle: ajoure.de

Überfahrt Spanien – Marokko

Überfahrt Spanien – Marokko

Am 10.12.17 sind wir mit unserem Mercedes 1017 von Tarifa (Spanien) nach Tanger City (Marokko) übergesetzt. Die Tage zuvor hatten wir auf der bekannten „Schweinewiese“ verbracht – ein schöner grasbewachsener Platz direkt am Strand vor der großen Düne Valdevaquero. Hier stehen das ganze Jahr über Reisende, Camper und Hängengebliebene. Auf dieser Wiese, wo man offiziell kostenlos stehen kann, trifft sich nahezu alles, was auf dem Weg nach Afrika ist. Ein guter Ort um sich auszutauschen, Bekanntschaften zu schließen und sich noch ein paar Tipps zu holen. Lediglich bei starkem Niederschlag empfiehlt sich die Anfahrtspiste nur mit einem Allrad-Fahrzeug zu passieren.

Schweinewiese Tarifa

Von Tarifa führt die einzige Fährverbindung nach Tanger City. Umgekehrt, von Tanger City aus, setzt die Fähre auch nur nach Tarifa über. Alternativ gibt es die Möglichkeit in Algeciras zu starten. Von dort aus kann man nach Tanger Med, einem Industriehafen rund 40km nordöstlich von Tanger, oder bis zur spanischen Enklave Ceuta fahren. Die letzte Variante ist wohl die günstigste, jedoch wurde uns eindringlich davon abgeraten, den Grenzübergang bei Ceuta zu passieren. Hunderte von Flüchtlingen belagern dieses Tor von Europa und liefern sich tagtäglich einen rabiaten Kampf mit den örtlichen Beamten. Weitere Optionen bestehen natürlich auch darin, von weiter oben zu starten. Hier lohnt sich eine Recherche zum entsprechenden Zeitpunkt, denn in manchen Fällen, kann eine deutlich längere Fährverbindung, beispielsweise von Motril, um einiges günstiger sein als vom Südzipfel Spaniens aus. Wenn man nicht gerade wie wir nur ein one-way-ticket benötigt, dann empfiehlt sich in jedem Fall die Rückfahrt direkt mit zu buchen. Meist ist die Einzelfahrt nur um ein Geringfügiges billiger als eine Hin- und Rückfahrt.
Mit zwei Erwachsenen, einem Kind (15 Jahre) und unserem 10 Tonnen schweren Expeditionsmobil zahlten wir für die einfache Strecke insgesamt 214 €. Für zwei Personen ohne Kind wären es 200 € gewesen. Unser Truck ist als Wohnmobil zugelassen, dennoch empfiehlt es sich, bei der Ticketbuchung die tatsächlichen Maße anzugeben, da auf einigen Fähren nur eine Maximalhöhe von 2,50 m zugelassen ist. Im Austausch mit anderen Reisenden haben wir erfahren, dass dies ein durchaus guter Preis ist. Zudem haben wir auf der Fahrt von Malaga nach Tarifa und in Tarifa selbst insgesamt sechs Ticketbüros abgeklappert. Tipp: ein bisschen Handeln lohnt sich. Ein weiterer Anlaufpunkt ist der unter den Travellern bekannte „Carlos“ – bei ihm soll es nicht nur die billigsten Fährverbindungen geben sondern auch Kaffee und Kuchen beim Ticketkauf. Zu finden ist er im Netz unter den Stichworten „Carlos Fähre Tarifa“. Wir haben seine Dienste zwar nicht in Anspruch genommen, doch trotzdem haben wir am Ende auch nicht mehr bezahlt. Glück gehabt.
Um möglichst früh am afrikanischen Kontinent anzulanden, nahmen wir die erste Fähre um 8:00 Uhr morgens.
Truck in der Fähre

Erfreulicherweise war diese aufgrund der frühen Uhrzeit und vielleicht auch aufgrund der Tatsache, dass es sich um einen Sonntag handelte, erstaunlich leer. Somit schipperten wir im Sonnenaufgang binnen einer Stunde von Europa nach Afrika. Fast pünktlich um kurz nach 8:00 Uhr legten wir ab und kamen aufgrund der Zeitumstellung auch um kurz nach 8:00 Uhr Ortszeit wieder an. Das Schiff machte einen passablen Eindruck, die Überfahrt verlief ruhig und man hatte sogar die Möglichkeit, draußen an Deck das fremde Land zu sichten und sich den Wind durch die Haare blasen zu lassen.
Noch an Bord wurden unsere Pässe kontrolliert und das Visum eingetragen. Auf dem obersten Deck saß ein uniformierter Mann am Schreibtisch vor einem kleinen Computer. Wir reihten uns in die Schlange ein, die zu ihm führte. Ein Tisch vorher lagen sogenannte Fiches aus: kleine Papiere, in die man seinen Namen, sein Geburtsdatum und -ort, seine Adresse, seine Passnummer usw. einträgt. Somit drückten wir dem Beamten unsere Pässe samt den Fiches in die Hand und bekamen nach einem flüchtigen Blick unseren gestempelten Pass zurück. Also alles ganz unbürokratisch – so mögen wir das.
In Tanger angekommen, wurden zunächst die Fußgänger von Bord gelassen, bis dann auch wir mit unserem rollenden Zuhause das marokkanische Festland befahren durften. Alle Papiere geschnappt (Reisepässe, Fahrzeugschein und die grüne Versicherungskarte), gingen wir schnurstracks auf eines der kleinen Zollbüros zu, wo sich auch gleich einer der Beamten uns annahm. Wir legten unsere gestempelten Pässe vor, füllten noch ein weiteres Einreisepapier für die Fahrzeuge aus und dann kam auch schon die alles entscheidende Frage: „No guns, no drugs and no drones?“ Gewissenhaft schüttelten wir mit dem Kopf und versicherten, dass wir keines der aufgezählten Güter dabei hätten. Für einen kurzen Moment wollte der Zollbeamte dann noch einen Blick in unseren Wohnkoffer werfen, doch als wir gerade dabei waren, die Leiter zu montieren, entschied er sich um, winkte uns nach nochmaligem Fragen durch und gemütlich rollten wir an der Autoschlange vorbei. Wir hatten es geschafft: innerhalb von nicht mehr als 15 Minuten war die gesamte Zollgeschichte erledigt und wir waren in unser erstes afrikanisches Land eingereist. Nochmal Glück gehabt!
Da wir nun schon frühs in Tanger angekommen waren, konnten wir gemütlich noch ein bischen Strecke machen und weiter in das Landesinnere vordringen. Unser Weg führte uns zunächst noch auf der Autobahn entlang der Küste bis nach Rabat. Von dort aus wechselten wir die Richtung gen Osten und nahmen Kurs auf Meknes, eine der vier Königsstädte Marokkos. Etwa 100 km vor Meknes ging es gen Süden ab auf die R404 in Richtung Ait Ouribel. Folgt man dieser Landstrasse, so kommt man linker Hand an einem See vorbei. Ein kleines Strässchen führt u-förmig um das Gewässer herum, sodass zwei Zufahrtsmöglichkeiten von der Landstrasse abgehen. Wir taten so, als hätten wir das Durchfahrtverboten-Schild nicht gesehen und bogen in die kleine Seestrasse ein. Belohnt wurden wir mit einem traumhaften Sonnenuntergang und einem herrlich schönen Stellplatz unter hoch gewachsenen Eukalyptusbäumen direkt am See. So sagten wir “bonne nuit” und verbrachten unsere erste Nacht in Marokko…
See vor Meknes

Bald gehts los!

Bald gehts los!

Der Startschuss fällt im November und dann heißt es: Motoren angeschmissen, Reifen rollen lassen und mit viel Spaß und Energie hinein ins große Abenteuer!

Wir freuen uns, dich dabei zu haben!