Überfahrt Spanien – Marokko
Am 10.12.17 sind wir mit unserem Mercedes 1017 von Tarifa (Spanien) nach Tanger City (Marokko) übergesetzt. Die Tage zuvor hatten wir auf der bekannten „Schweinewiese“ verbracht – ein schöner grasbewachsener Platz direkt am Strand vor der großen Düne Valdevaquero. Hier stehen das ganze Jahr über Reisende, Camper und Hängengebliebene. Auf dieser Wiese, wo man offiziell kostenlos stehen kann, trifft sich nahezu alles, was auf dem Weg nach Afrika ist. Ein guter Ort um sich auszutauschen, Bekanntschaften zu schließen und sich noch ein paar Tipps zu holen. Lediglich bei starkem Niederschlag empfiehlt sich die Anfahrtspiste nur mit einem Allrad-Fahrzeug zu passieren.
Von Tarifa führt die einzige Fährverbindung nach Tanger City. Umgekehrt, von Tanger City aus, setzt die Fähre auch nur nach Tarifa über. Alternativ gibt es die Möglichkeit in Algeciras zu starten. Von dort aus kann man nach Tanger Med, einem Industriehafen rund 40km nordöstlich von Tanger, oder bis zur spanischen Enklave Ceuta fahren. Die letzte Variante ist wohl die günstigste, jedoch wurde uns eindringlich davon abgeraten, den Grenzübergang bei Ceuta zu passieren. Hunderte von Flüchtlingen belagern dieses Tor von Europa und liefern sich tagtäglich einen rabiaten Kampf mit den örtlichen Beamten. Weitere Optionen bestehen natürlich auch darin, von weiter oben zu starten. Hier lohnt sich eine Recherche zum entsprechenden Zeitpunkt, denn in manchen Fällen, kann eine deutlich längere Fährverbindung, beispielsweise von Motril, um einiges günstiger sein als vom Südzipfel Spaniens aus. Wenn man nicht gerade wie wir nur ein one-way-ticket benötigt, dann empfiehlt sich in jedem Fall die Rückfahrt direkt mit zu buchen. Meist ist die Einzelfahrt nur um ein Geringfügiges billiger als eine Hin- und Rückfahrt.
Mit zwei Erwachsenen, einem Kind (15 Jahre) und unserem 10 Tonnen schweren Expeditionsmobil zahlten wir für die einfache Strecke insgesamt 214 €. Für zwei Personen ohne Kind wären es 200 € gewesen. Unser Truck ist als Wohnmobil zugelassen, dennoch empfiehlt es sich, bei der Ticketbuchung die tatsächlichen Maße anzugeben, da auf einigen Fähren nur eine Maximalhöhe von 2,50 m zugelassen ist. Im Austausch mit anderen Reisenden haben wir erfahren, dass dies ein durchaus guter Preis ist. Zudem haben wir auf der Fahrt von Malaga nach Tarifa und in Tarifa selbst insgesamt sechs Ticketbüros abgeklappert. Tipp: ein bisschen Handeln lohnt sich. Ein weiterer Anlaufpunkt ist der unter den Travellern bekannte „Carlos“ – bei ihm soll es nicht nur die billigsten Fährverbindungen geben sondern auch Kaffee und Kuchen beim Ticketkauf. Zu finden ist er im Netz unter den Stichworten „Carlos Fähre Tarifa“. Wir haben seine Dienste zwar nicht in Anspruch genommen, doch trotzdem haben wir am Ende auch nicht mehr bezahlt. Glück gehabt.
Um möglichst früh am afrikanischen Kontinent anzulanden, nahmen wir die erste Fähre um 8:00 Uhr morgens.
Erfreulicherweise war diese aufgrund der frühen Uhrzeit und vielleicht auch aufgrund der Tatsache, dass es sich um einen Sonntag handelte, erstaunlich leer. Somit schipperten wir im Sonnenaufgang binnen einer Stunde von Europa nach Afrika. Fast pünktlich um kurz nach 8:00 Uhr legten wir ab und kamen aufgrund der Zeitumstellung auch um kurz nach 8:00 Uhr Ortszeit wieder an. Das Schiff machte einen passablen Eindruck, die Überfahrt verlief ruhig und man hatte sogar die Möglichkeit, draußen an Deck das fremde Land zu sichten und sich den Wind durch die Haare blasen zu lassen.
Noch an Bord wurden unsere Pässe kontrolliert und das Visum eingetragen. Auf dem obersten Deck saß ein uniformierter Mann am Schreibtisch vor einem kleinen Computer. Wir reihten uns in die Schlange ein, die zu ihm führte. Ein Tisch vorher lagen sogenannte Fiches aus: kleine Papiere, in die man seinen Namen, sein Geburtsdatum und -ort, seine Adresse, seine Passnummer usw. einträgt. Somit drückten wir dem Beamten unsere Pässe samt den Fiches in die Hand und bekamen nach einem flüchtigen Blick unseren gestempelten Pass zurück. Also alles ganz unbürokratisch – so mögen wir das.
In Tanger angekommen, wurden zunächst die Fußgänger von Bord gelassen, bis dann auch wir mit unserem rollenden Zuhause das marokkanische Festland befahren durften. Alle Papiere geschnappt (Reisepässe, Fahrzeugschein und die grüne Versicherungskarte), gingen wir schnurstracks auf eines der kleinen Zollbüros zu, wo sich auch gleich einer der Beamten uns annahm. Wir legten unsere gestempelten Pässe vor, füllten noch ein weiteres Einreisepapier für die Fahrzeuge aus und dann kam auch schon die alles entscheidende Frage: „No guns, no drugs and no drones?“ Gewissenhaft schüttelten wir mit dem Kopf und versicherten, dass wir keines der aufgezählten Güter dabei hätten. Für einen kurzen Moment wollte der Zollbeamte dann noch einen Blick in unseren Wohnkoffer werfen, doch als wir gerade dabei waren, die Leiter zu montieren, entschied er sich um, winkte uns nach nochmaligem Fragen durch und gemütlich rollten wir an der Autoschlange vorbei. Wir hatten es geschafft: innerhalb von nicht mehr als 15 Minuten war die gesamte Zollgeschichte erledigt und wir waren in unser erstes afrikanisches Land eingereist. Nochmal Glück gehabt!
Da wir nun schon frühs in Tanger angekommen waren, konnten wir gemütlich noch ein bischen Strecke machen und weiter in das Landesinnere vordringen. Unser Weg führte uns zunächst noch auf der Autobahn entlang der Küste bis nach Rabat. Von dort aus wechselten wir die Richtung gen Osten und nahmen Kurs auf Meknes, eine der vier Königsstädte Marokkos. Etwa 100 km vor Meknes ging es gen Süden ab auf die R404 in Richtung Ait Ouribel. Folgt man dieser Landstrasse, so kommt man linker Hand an einem See vorbei. Ein kleines Strässchen führt u-förmig um das Gewässer herum, sodass zwei Zufahrtsmöglichkeiten von der Landstrasse abgehen. Wir taten so, als hätten wir das Durchfahrtverboten-Schild nicht gesehen und bogen in die kleine Seestrasse ein. Belohnt wurden wir mit einem traumhaften Sonnenuntergang und einem herrlich schönen Stellplatz unter hoch gewachsenen Eukalyptusbäumen direkt am See. So sagten wir “bonne nuit” und verbrachten unsere erste Nacht in Marokko…