Papiere, Papiere, Papiere!
Bevor man eine Expedition in ferne Länder startet, sollte man so einige Vorbereitungen treffen. Dazu gehört auch, sich um die nötigen Papiere zu kümmern. Im folgenden Listen wir einmal auf, welche Dokumente wir für unsere Reise rund um Afrika benötigen.
Pässe & Visa
Beginnen wir mit dem wichtigsten. In jedem Fall sollte der Reisepass noch mindestens 6 Monate über das geplante Reiseende hinaus gültig sein. Wir empfehlen jedoch ein ganzes Jahr, sollte die Reise doch länger als geplant sein. Sicherlich gibt es auch die Möglichkeit, einen neuen Reisepass in einem anderen Land bei der eigenen Botschaft zu beantragen, doch meist ist dies mit hohen Kosten und langen Wartezeiten verbunden.
Außerdem sollte man darauf achten, dass noch ausreichend freie Seiten vorhanden sind. Für manche Visa wird eine ganze Seite verbraucht, da ist der Pass schnell gefüllt. Wir haben uns vor der Reise einen zweiten Reisepass geholt. Hierfür muss man ein Schreiben anfertigen, warum man ein zweites Dokument benötigt und dies mit den weiteren geforderten Unterlagen beim Amt einreichen. Von Vorteil ist bei zwei Reisepässen, dass man zwei verschiedene Visa bei zwei unterschiedlichen Botschaften gleichzeitig beantragen kann. Nicht selten mussten wir 2-5 Tage auf ein Visum warten. Somit kann man dadurch die Wartezeit halbieren, beantragt man zwei Visa in der gleichen Stadt. Außerdem schließt einen der Aufenthalt in bestimmten Ländern bei Visaverfahren manch anderer Länder kategorisch aus. Reist man beispielsweise durch den Iran, wird man mit diesem Pass sicherlich kein USA Visum mehr erhalten. Kritische Visa haben wir stets in unseren alten Pass kleben lassen, der nun eh voll und somit unbrauchbar ist. Als Begründung, warum wir einen zweiten Reisepass benötigen, haben wir den tatsächlichen Grund angegeben, dass wir auf unserer Reise viele Visa beantragen müssen und uns mit zwei Pässen Wartezeit sparen und zudem unser alter Reisepass in absehbarer Zeit, vor Reiseende, voll sein wird. Andere Reisende haben auch den zweiten Reisepass bei der Familie im Heimatland deponiert, für den Fall, dass ein Visum für ein bestimmtes Land nur im Heimatland beantragt werden kann. Dies ist zum Beispiel bei einem Visum für Nigeria so. Wir haben dies noch in Burkina Faso erhalten, damals das einzige Land, welches Visa für Auswärtige ausgestellt hat. Mittlerweile ist nach unserem aktuellen Kenntnisstand ein Nigeria-Visum nur noch im Heimatland erhältlich. Jedoch kann es sein, dass man trotzdem persönlich zu einem Interview oder zum Abgeben der Fingerabdrücke erscheinen muss. Dann hilft auch ein zweiter Pass nicht.
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, das ein oder andere Visum schon vor Reisestart im Heimatland zu beantragen, doch ist dies nicht immer sinnvoll, denn manchmal ist die Dauer der Gültigkeit beschränkt. Da gilt es, sich für das jeweilige Visum speziell zu informieren. Wir haben unsere Visa allesamt auf der Reise selbst beantragt. Teilweise war dies online möglich (z.B. Angola, Äthiopien) oder direkt an der Grenze (die meisten Länder Ostafrikas) oder eben in der jeweiligen Botschaft im Land zuvor (meist in Westafrika).
Versicherung für das Fahrzeug
Macht man nur einen kleinen Ausflug nach Marokko, ist alles chic. Man beantragt bei seiner Versicherung die grüne Versicherungskarte und hat somit auch einen Schutz beim spanischen Nachbarn. Möchte man aber weiter eintauchen in den afrikanischen Kontinent, so haftet keine normale KFZ-Versicherung mehr und man muss richtig tief in den Geldbeutel greifen. Es gibt die Möglichkeit, sein Fahrzeug über eine deutsche Versicherung abzusichern, das wird dann aber schnell mehrere 1000 Euro teuer. Ein Kompromiss und aus unserer Sicht eine gute Alternative ist, sich in den bereisten Ländern eine sogenannte Third-Party-Insurance zuzulegen. Verursacht man einen Schaden bei jemand anderem, ist man für diesen Fall versichert, jedoch nicht, wenn einem selber etwas zustößt. In vielen Ländern ist eine solche Versicherung obligatorisch und wird auch bei Verkehrskontrollen verlangt. Oftmals kommen schon direkt an der Grenze die ganzen selbsternannten Versicherungsmakler auf einen zugestürmt, um ihren Schutz an den Mann zu bringen. Dazu muss man sagen, dass wir, zum Glück, noch nie von dem Schutz Gebrauch machen mussten. Inwiefern man tatsächlich abgesichert ist, ist hierbei auch von Land zu Land unterschiedlich.
Für manche Länder gibt es auch Sammel-Versicherungen. Die nennen sich dann carte brune (Westafrika oberer Teil), carte rose (Westafrika unterer Teil), Comesa (Ostafrika), oder, oder, oder. Das ist dann meist kostengünstiger, da mehrere Länder auf einen Schlag abgedeckt sind. Auch diese gibt es entweder an der Grenze direkt oder in größeren Städten.
Zudem können wir noch einen Tipp weitergeben, der so manche Kosten spart und mit etwas Glück auch so manche Polizeikontrolle verkürzt. Es empfiehlt sich, eine „eigene“ Versicherung dabei zu haben. Das erfordert ein bisschen Kreativität, doch das Netz bietet einen beste Vorlagen. Ein schönes Dokument in dem alle Länder, die man bereisen wird, aufgelistet sind, eine Versicherungspolice, oben als Überschrift „Original“, das Kennzeichen, eine Unterschrift, das Gültigkeitsdatum, vielleicht noch einen Stempel, das Ganze auf ein farbiges, festeres Blatt gedruckt und ruck zuck ist ein schönes Dokument gebastelt. Das Papier kommt dann zum Einsatz, wenn man keine andere Versicherung kaufen konnte oder wollte und ein hartnäckiger Kontrolleur auf eine Versicherung besteht. Nun ist ein bisschen schauspielerisches Talent gefragt, denn jetzt kommt es darauf an, das Schreiben selbstsicher zu präsentieren: „Es handelt sich schließlich um ein deutsches Fahrzeug und hierfür kann nur eine deutsche Versicherung abgeschlossen werden. Zudem ist diese sehr teuer und deckt noch viel mehr ab, als es eine lokale Versicherung es tun würde!“
Ganz klar ist, wenn man einen „echten“ Schutz haben möchte, der ein breites Spektrum an Schadensfällen abdeckt, kommt man um eine Versicherung aus dem Heimatland und um eine saftige Summe nicht drum rum. Das muss jeder für sich selber abwägen.
Carnet de Passages
Dieses so schön klingende Dokument ist praktisch ein Pass für das Fahrzeug. Ein gelbes Heft mit 25 auszufüllenden Seiten. Jede Seite besteht aus drei Teilen, von denen zwei Teile zum herausreißen sind. Oben wird Datum, Ort und ein Stempel des Grenzübertritts eingetragen. Links für die Einreise, rechts für die Ausreise. Warum braucht man das? Für nahezu alle Länder in Afrika beispielsweise benötigt man ein Einreisedokument für ein auswärtiges Fahrzeug, ein sogenanntes Temporary Import Permit, kurz TIP. Dies berechtigt einen, für einen begrenzten Zeitraum das Fahrzeug einzuführen. Manchmal ist dies kostenlos, manchmal nicht. Überall wo man ein solches TIP bekommen kann, wäre ein Carnet nicht unbedingt nötig, doch zum einen erspart es einem meist Zeit, denn anstatt ein ganzes Formular auszufüllen, hält man das Carnet nur kurz dem Zoll hin und vorausgesetzt der Beamte weiß, was zu tun ist, ist der Abschnitt fix ausgefüllt. Die beiden unteren Streifen sind jeweils bei der Ein- und bei der Ausreise den Beamten zu übergeben. Für manche Länder ist ein Carnet jedoch zwingend notwendig, vorausgesetzt, das Fahrzeug ist älter als 8 Jahre. So zum Beispiel im Iran oder in Ägypten und zwar für jedes motorisierte Fahrzeug, welches man mitführt. Ist man zum Beispiel mit einem LKW unterwegs und hat noch ein Motorrad geladen, sollte man auch für das Zweirad ein Carnet haben. Ist das Fahrzeug jünger als 8 Jahre, wird kein Carnet benötigt.
Im Grunde genommen ist das Carnet dazu da, sicherzustellen, dass man ein Fahrzeug auch wieder aus dem Land ausführt und zurück nach Europa bringt, anstatt es zollfrei zu „verscherbeln“.
Zu beantragen ist das Carnet bei einem Automobilclub im Heimatland des Fahrzeuges. Wir haben unsere vom ADAC erhalten. Pro Carnet ist eine Bearbeitungsgebühr von mittlerweile 230 € zu entrichten. Hinzu kommt die jeweilige Kaution, die man hinterlegen muss, bis das Fahrzeug wieder nach Europa eingeführt wird. Die Kautionshöhe ist abhängig vom Wert des Fahrzeugs. Schätzt man den Fahrzeugwert also gering, fällt auch die Kautionssumme niedriger aus. Für manche Länder ist allerdings ohnehin die Höchstsumme erforderlich. Alle Informationen und Antragsunterlagen erhält man auf https://www.adac.de/reise-freizeit/reiseplanung/fahrzeug-weltreise/carnet-de-passages/
Internationaler Führerschein und Zulassungsschein
Um ehrlich zu sein, haben wir beide Dokumente nie benötigt. Dennoch sind wir froh, sie dabei zu haben, denn sie sind in verschiedenen Sprachen verfasst und so konnten wir bei Sprachbarrieren die internationalen Dokumente vorzeigen. Für manche Länder sind die internationalen Ausführungen wohl aber vorgeschrieben. Zu beantragen sind die bei der heimischen Führerschein- bzw. der zuständigen Zulassungsstelle und zwar rechtzeitig vor Abreise. Die Gültigkeit beträgt beim internationalen Führerschein maximal 3 Jahre. Er ist aber nicht länger gültig als der nationale. Zudem ist er kein Ersatz für den nationalen sondern nur ein Zusatzdokument.
So auch bei dem internationalen Zulassungsschein. Hier beträgt die maximale Gültigkeit 1 Jahr.
Die Kosten betragen jeweils zwischen 10-20 €.
Impfausweis
Einige Länder schreiben bestimmte Impfungen vor, ohne die man nicht berechtigt ist, ins Land einzureisen. In Afrika wird zum Beispiel in einigen Ländern eine Gelbfieber-Impfung vorausgesetzt, wenn man aus einem gelbfiebergefährdeten Land einreist.
Auch wenn man eine Reisepause einlegt und das Fahrzeug zwischenlagert, sollte man zur Sicherheit seinen Impfpass mitnehmen, um bei der erneuten Einreise keine Probleme zu bekommen.
Kopien
Unabdingbar sind Kopien aller wichtigen Dokumente, welche an einem anderen Ort als die Dokumente selbst aufzubewahren sind. Zudem haben wir alle Dokumente gescannt und diese auch auf dem PC und auf einer externen Festplatte abgespeichert. Darüber hinaus empfiehlt es sich, Dokumente, die bei einer Verkehrs- oder Polizeikontrolle vorzuzeigen sind, farbig zu kopieren und zu laminieren, sodass sie dem Original möglichst ähnlich sind. Hat man das Pech, in eine korrupte Kontrolle zu geraten, kann man notfalls weiterfahren, da nur die Kopien einkassiert wurden. Auf Nachfrage von Beamten, warum wir nicht das Original rausgeben, kommt genau diese Antwort, dass wir zu viele schlechte Erfahrungen gemacht haben. Gegebenenfalls kann das Original gezeigt aber nicht herausgegeben werden. Generell gilt, wenn die Person gegenüber nicht befugt ist, ein jeweiliges Dokument zu begutachten, dann braucht man dieses auch nicht vorzeigen. Manchmal ist eine gewisse Vorsicht von gutem Nutzen. Erst einmal nach dem Beamtenausweis verlangen.
An der Grenze zeigen wir selbstverständlich unsere Originale vor.
Wenn Ihr noch weitere Fragen habt, dann schreibt diese doch gerne als Kommentar unter den Text. Wir freuen uns über Eure Rückmeldungen!